Ausstellung vom 20. Juni bis 28. Juli 2018
Eröffnung am Dienstag, dem 19. Juni 2018, 19 Uhr
Begrüßung: Annette Tietz, Galerieleiterin
Einführung: Matthias Flügge, Kunstwissenschaftler, Berlin
Zur Ausstellung erscheint eine Publikation.
Donnerstag, 28. Juni 2018, 19 Uhr: KlangFarbe
Punktierte Umgebungen
Akustischer Vortrag von Roswitha von den Driesch und Jens-Uwe Dyffort
Samstag, 28. Juli 2018, 17 Uhr: Finissage mit Künstlerfest
Musik: Niels Unbehagen und Jens Wohlrab am Klavier
Fünfzig Künstler*innen ehren in einer Ausstellung ihren einstigen Lehrer, den Maler Marwan. Die Ausstellung erinnert und würdigt nicht nur einen herausragenden Künstler, sondern auch einen Lehrer, dessen menschliche, geistige wie künstlerische Konsistenz nachhaltig in den Werken einer jüngeren Generation präsent ist.
Es ist bekannt, dass hervorragende Künstler nicht notwendigerweise immer auch hervorragende Mentoren sind. Dass Marwan in höchstem Maße beides verkörpert, wird in dieser Ausstellung und der vorliegenden Publikation auf oftmals berührende Weise bewusst.
Alle fünfzig beteiligten Künstler*innen begingen und begehen einen ganz eigenen Weg, halten – unter welchen Lebensumständen auch immer – an diesem Weg fest und haben ihr Werk zu einer überzeugenden künstlerischen Position entwickelt, die – weit entfernt von epigonalen Attitüden – eine jeweils individuelle Ausdrucksform verkörpert. Was diese Positionen – bei aller Heterogenität – eint, ist eine spürbar konsistente Haltung, eine obsessive Suche nach dem Existentiellen und Humanen in der Welt und die daraus resultierenden Versuche, dem Gestalt und Gestaltung zu geben. Dieses Anliegen findet sich in Marwans eigenem künstlerischen Werk und geht zugleich weit über das rein Künstlerische hinaus.
So wie Marwans Köpfe eine ganze, vielschichtige Welt bedeuten, so entsteht aus den versammelten Werken der Schüler*innen, ihren Stimmen und Stimmungen ebenso wie aus den Gesprächen, Erinnerungen, Korrespondenzen ein weiteres, hochkomplexes Bild des Menschen und Künstlers Marwan. Dieses Bild ist nicht das eines allmächtigen oder erdrückenden Vorbildes, es erscheint vielmehr wie eine leise Melodie, wie ein buntes Licht spendender Schatten, wie eine magische Kraft oder – wie ein anfeuernder Schutzengel.
Beteiligte Künstlerinnen und Künstler:
Gülden Artun, Werner Aufenfehn, Ayman Balbaaki, Said Balbaaki, Carola Bark, Heather Betts, Ingmar Bruhn, Claudia Busching, Giorgio Casari, Claudia Chaseling, Beate Daniel, Michelle de Matas, Tom Drake Bennett, Rene´ Faber, Julia Freyer, Ina Geißler, Danisa Glusevic Ferreira, Harriet Groß, Heike Lydia Grüß, Karolin Hägele, Christian Hoffmann, Katharina Ismer, Ali Kaaf, Janos Kachelmann, Sascha Kürschner, Robert Lucander, Elisabeth Luchesi, Christin Lutze, MARWAN, Teresa Mazuela, Susan E. McKinley, Silvia Nettekoven, Uschi Niehaus, Martin Pfahler, Frank Pieperhoff, Daniela Pukropski, Eva Räder, Susanne Rosin, Salah Saouli, Alexander Schellow, Uwe Schmidt, Maike Schröder, Tatjana Schülke, Barbara Schwithal-Diekmann, Matthäus Thoma, Jens Umlauf, Corinna Weiner, Karsten Wittke, Jens Wohlrab, Frank Michael Zeidler
Also wenn man malt oder zeichnet, ist das der Prozess, den man im Atelier alleine macht
und sobald man vielleicht in die Druckgrafik geht, verlässt man ja sein Atelier und geht
in einen anderen Raum und die Anonymität ist vorbei und dann wird das sozusagen ein Miteinander oft.
Und als ich anfing mit der Lithografie, dieser dicke Stein,
wo der sich bemühen muss, das zu schleifen. Der schleift dann den großen Stein.
Und jetzt soll man auf diesen großen, dicken Stein etwas Freies draufmachen.
Er wird abgespült und dann wird der Stein getrocknet und dann kann er reingetragen werden und bezeichnet werden.
Lothar Böhme: Aber ich mache es gerne wegen eben dem schönen Haus wir unterhalten uns über die heutigen Dinge.
Dann kommt man hin und dann ist da eine wunderbare Atmosphäre.
Und dann guckt man auf den Stein drauf und dann fängt man an.
Und je länger man das macht, wir machen das ja fast schon jahrelang, verliert man die Scheu, das zu machen.
Steffen Tschesno: Und das ist auch für mich das Interessante zu sehen, dass zwei Maler, wie unterschiedlich sie sozusagen
mit dem Medium Grafik umgehen. Der eine als zeichnerisches Medium und der andere sieht es als malerisches Medium.
Und das geht in beiden Techniken. Und in anderen natürlich auch noch.
Auch im Holzschnitt kann man natürlich malerisch arbeiten oder zeichnerisch arbeiten.
Und das finde ich oft sehr, sehr interessant.
Und über den Prozess, den Lothar beschrieben hat und auch den Said beschrieben hat,
also dass das man sieht, dass also Said in seinen Arbeiten, wo er Maler ist, also auch in der Druckgrafik,
egal ob in der Radierung oder auch in der Lithografie, immer einen malerischen Ansatz hat in seinen Arbeiten
und bei Lothar und Anna ist es, also vor allem bei der Radierung sieht man das,
eigentlich doch, dass sie auch in der Art arbeiten wie sie auch zeichnen.
Annette Tietz: Das ist die Suche wieder nach dem Auratischen des Kunstwerk und der Einmaligkeit des Bildes; das steckt dahinter.
Und das kann man durchaus also erzeugen, in dem man sich mit dem Blatt Papier, der Druckplatte,
dem Stein auseinandersetzt. Die Möglichkeit oder die Beschränkung des Materials annimmt
und innerhalb, also dieser Beschränkung, aber auch wieder zur eigenen Formulierung findet.
Das war eigentlich die Überraschung zu sehen, dass es so viele junge Künstler an
unterschiedlichen Hochschulen gab, die sich der Technik wieder zugewandt haben.
Das war für mich erstens, interessant zu sehen und zweitens, auch mal wichtig, einen Einblick in die
zeitgenössische Druckgrafik zu geben, weil es an anderer Stelle so bislang nicht stattgefunden hat.
Anna Slobodnik: Die Druckgrafik macht so ganz andere Dinge mit einem Bild während ich male.
Da das ein langsamer Werdeprozess ist, kann man eine Druckgrafik natürlich auch sehr oft überarbeiten,
aber man druckt erst einmal und man hat ein Produkt und dann kann man sich entscheiden,
möchte man weiter arbeiten. Man hat immer dieses „fertig“, das ist ganz faszinierend.
Annette Tietz: Es ist sicherlich auch eine Rückbesinnung auf eine Form von Kunst, die auch etwas mit Handwerk zu tun hat.
So im Sinne also des eigenen Herstellens und des Könnens, was damit verbunden ist.
Da steckt ja sehr viel Können und vor allen Dingen auch sehr viel Wissen dahinter,
was heute auch nur noch an wenigen Stellen weitergegeben wird und an so einer Stelle ist es dann durchaus
auch von Relevanz, dass es noch Druckwerkstätten gibt, also so die von Steffen Tschesno, das Lithografieatelier
und die solche Kenntnisse, dieses Wissen vermitteln und Künstler auch begleiten.
Said Baalbaki: Ich habe angefangen in Beirut vier Jahre nach dem Ende des Bürgerkriegs. Das heißt in sehr
miserablen Zustand studiert und wir waren 20 Leute gepresst in einen kleineren Raum als hier.
Wir hatten keine Druckwerkstätten, wir hatten nichts.
Und als ich nach Berlin kam, habe ich gesehen, was man für Luxus hier hatte.
Annette Tietz: Freie Druckgrafik spielt heute eigentlich keine große Rolle in der zeitgenössischen Kunst.
Wird eigentlich nicht gehandelt, wird von der Wissenschaft,
also von der Kunstwissenschaft, nicht mit einem besonderen Interesse wahrgenommen.
Das Überraschende daran ist, dass die Grafik trotzdem existent ist und das sich insbesondere viele
jüngere Künstler den traditionellen Techniken wieder zugewandt haben aus; unterschiedlichen Gründen.
Zum Einen um auch etwas Besonderes für sich zu finden, in der Formulierung ihrer eigenen künstlerischen Ideen.
Und dem kommen druckgrafische Techniken offensichtlich also auch ein Stückchen näher, mit der Möglichkeit des Experiments.
Das wird heute nicht mehr im Sinne dieses klassischen Auflagendrucks, Druckgrafik, hergestellt.
Druckgrafik findet man heute sehr stark, nach wie vor,
im Zusammenhang mit der Entstehung von Editionen, im Zusammenhang mit Büchern
und in Form von Unikaten, als experimentelle Arbeiten und darin also durchaus gleichrangig zu Zeichnungen.
Annette Tietz: Aber es ist ein Interesse für die Technik da und die Druckgrafik ist nach wie vor existent.
Die Techniken werden von vielen Künstlern genutzt;
zum Teil ausschließlich in ihrem künstlerischen Werk. Es hat sich ein Wandel ergeben.
Said Baalbaki: Wenn ich über ein Projekt nachdenke, dann denke ich direkt auch, was soll das Medium sein.
Soll ich mehr die Radierung einsetzen als die Lithografie oder ist es ein Holzschnitt und all diese Aspekte.
Wenn man das noch nicht richtig vertieft hat, dann kann man das nicht so schnell wissen.
Dann muss man auch die erfahrenen Leute nochmal fragen, dann ausprobieren und das kostet alles auch Zeit, Aufwand und Geld.
Annette Tietz: Es entspricht der Aufgabe kommunaler Galerien, Kunst zu zeigen, die der Markt nicht berücksichtigt
oder die nicht gehandelt wird. Und dazu zählt Druckgrafik auf jeden Fall auch.
Beteiligte Künstlerinnen und Künstler: Katharina Albers, Ayman Baalbaki, Said Baalbaki, Magdalena Beger, Lothar Böhme, Paula Carralero Bierzynska, Felix Martin Furtwängler, Agustín García, Dieter Goltzsche, Liat Grayver, Claas Gutsche, Konrad Henker, Hanna Hennenkemper, Philipp Hennevogl ,Horst Hussel, Gabriela Jolowicz, Mark Lammert, Wolfgang Leber, Kazuki Nakahara, Hans Scheib, Frank Sievers, Anna Slobodnik, Sebastian Speckmann, Strawalde, Genaro Strobel, Muriel Tauber, Eva Vent, Uta Zaumseil
Mit freundlicher Unterstützung durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa Ausstellungsfonds Kommunaler Galerien
Die Ausstellung vereint 28 künstlerische Positionen und über 70 Werke. Sie gewährt einen Einblick in die aktuelle künstlerische Druckgrafik anhand von Lithografie, Holzschnitt, Linolschnitt und Radierung, ohne damit jedoch einen Anspruch auf eine vollständige Bestandsaufnahme zu verbinden. Vielmehr soll hier grafisches Schaffen als eine lebendig gebliebene bzw. wieder entdeckte Tradition zu öffentlicher Aufmerksamkeit verholfen werden.
Gabriela Jolowicz: “Pivo” 2015, Holzschnitt, 50 x 70 cm
All den aufgeführten Positionen aktueller Druckgrafik eignen die einer sinnlichen Wahrnehmung verpflichteten Lust am Experiment bei gleichzeitiger Reflexion über das Medium als technisches Phänomen, ein Ausloten seiner Möglichkeiten, ein Übertreten von Grenzen sowie ein Reagieren auf die Gegenwart im grafischen Bild. Dabei verweist die aktuelle Grafik unprätentiös auf ihre stoffliche Dimension, die Echtheit der Materialität, die Beschränkung aufs Wesentliche und behauptet sich gegen Kühle und Fluktuation der digitalen Bilder.
Horst Hussel “ohne Titel” 2010, Lithografie, Umdruck, Kreide, 58 x 40 cm (Zeichnung), 78 x 57 cm (Blattgröße)
Lothar Böhme: “ohne Titel” 2010, Lithografie, Kreide, Feder, 15 x 10,8 cm (Zeichnung), 37 x 27 cm (Blattgröße)
Mark Lammert “ohne Titel” 2016, Lithografie, Kreide, Tusche, 29,5 x 28,7 cm (Zeichnung), 54 x 39 cm (Blattgröße)
Indem sie Tradiertes ausreizen, erweitern und aktualisieren, bekunden die Grafiker*innen von heute ihr künstlerisches Selbstverständnis und schaffen zeitgemäße Bildwelten, die in ihrer Vielfalt neue Perspektiven eröffnen, ohne dabei zu vergessen, Geschichte zu erinnern und Geschichten zu erzählen.
Beteiligte Künstlerinnen und Künstler: Katharina Albers, Ayman Baalbaki, Said Baalbaki, Magdalena Beger, Lothar Böhme, Paula Carralero Bierzynska, Felix Martin Furtwängler, Agustín García, Dieter Goltzsche, Liat Grayver, Claas Gutsche, Konrad Henker, Hanna Hennenkemper, Philipp Hennevogl ,Horst Hussel, Gabriela Jolowicz, Mark Lammert, Wolfgang Leber, Kazuki Nakahara, Hans Scheib, Frank Sievers, Anna Slobodnik, Sebastian Speckmann, Strawalde, Genaro Strobel, Muriel Tauber, Eva Vent, Uta Zaumseil
Mit freundlicher Unterstützung durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa
Ausstellungsfonds Kommunaler Galerien
artspring central – Die Ausstellung zu artspring berlin
Vernissage am Dienstag, den 24. April 2018, 19 Uhr, in der Ausstellungshalle des Museums Pankow
Am Wochenende des 26. und 27. Mai 2018 werden rund 250 Künstlerinnen und Künstler im Stadtbezirk Pankow die Türen zu ihren Ateliers und Projekträumen öffnen und Einblick in ihre Arbeit gewähren. Es ist die zweite Auflage des Kunstfestivals artspring berlin, das auf Initiative der Ateliergemeinschaft Milchhof e.V. und mit Unterstützung des Fachbereichs Kunst und Kultur stattfindet. Das Motto: Der Stadtbezirk wird Galerie.
Schon vorher kann man einen Eindruck der Vielfalt erhalten: Die beteiligten Kunstschaffenden stellen bereits vier Wochen im Vorfeld ihre Arbeiten in der Ausstellungshalle des Museums Pankow aus – direkt am Wasserturm gelegen, im Herzen des Bezirks. Geplante Veranstaltung während der Ausstellung: Podiumsdiskussion zur Standortwahrung der Atelierhäuser am Donnerstag, den 17. Mai mit Release der Festivalzeitung.
Ausstellung artspring central
mit Arbeiten der an artspring beteiligten Künstlerinnen und Künstler
in der Ausstellungshalle des Museums Pankow
25. April bis 27. Mai 2018
Vernissage am Dienstag, den 24. April 2018, 19 Uhr
Eröffnung: Bernt Roder, Leitung des Museums Pankow
Grußwort: Sören Benn, Bezirksbürgermeister
Einführung: Kathleen Krenzlin, Leitung der Galerie Parterre und der Kunstsammlung Pankow
Ausstellungshalle des Museum Pankow
Prenzlauer Allee 227
10405 Berlin
Bis 27. Mai, Di-So 10-18 Uhr
Die Ausstellung artspring central ist ein Kooperationsprojekt von artspring berlin und dem Amt für Weiterbildung und Kultur – Museum Pankow mit Unterstützung des Fachbereiches Kunst und Kultur
Dokumentation zur Ausstellung in der Galerie Pankow vom 15. November 2017 bis 14. Januar 2018. 7:09 Muniten / HD Realisierung: Enkidu rankX Mit Walter Libuda und Annette Tietz
Dank an dieser Stelle nochmals an alle Beteiligten und Partner, besonders aber an Walter Libuda. Ausstellung und Katalog verdanken sich einer Kooperation zwischen der Lyonel-Feininger-Galerie Quedlinburg, dem Leonhardi – Museum Dresden und der Galerie Pankow Berlin. Mit freundlicher Unterstützung durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa Ausstellungsfonds Kommunaler Galerien.
Transkription des Videos
Walter Libuda: Für mich war nie die Landschaft, nie die Szenerie als Stadt oder wie auch immer, das Animierende.
Sondern das war immer irgendwie etwas, das existenziell mit dem Menschen zu tun hatte.
Ich brauche da Gleichnisse dazu. Nicht Symbole, die man in Vorzeit für sich erarbeitet hat,
die irgendeine Art von Chiffre ergeben, sondern etwas, was aus meinem Gefühl
und aus meinem Wissen, aus dem, was man versuchen kann, da unorthodox umzusetzen.
Also die Umsetzung einen hohen Wert sozusagen auch bei mir erfahren hat.
Annette Tietz: Kannst du uns etwas über deinen künstlerischen Werdegang sagen?
Walter Libuda: Ich hatte nie den Wunsch Künstler zu werden. Da war ich also irgendwie völlig raus aus dem, wie sonst oft junge Menschen eigentlich
von vornherein sehr früh sagen, ich will das werden. Egal wie sich das noch mal ändert, aber die das wissen.
Ich wusste es nicht. In der Schule war ich da nicht gut. Also gerade im Zeichenunterricht
hatte ich keine Erfolgserlebnisse. Also von der Seite her hatte ich überhaupt keine Orientierung.
Aber diese Leute dann, als ich im Zirkel ihnen begegnet bin, waren eigentlich sehr positiv und ermutigend.
Walter Libuda: Also ich habe dann studiert, an der HGB, Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig,
und das war für mich auch sehr interessant, weil ich da auch was über mich selber begriffen habe.
Also wie mein Temperament ist. Das habe ich vorher nicht in dieser, sagen wir mal, Radikalität erfahren.
Und diese fünf Jahre sind eine relativ, für ein Menschenleben, kurze Zeit, aber für mich war es eine Zeit,
die noch kürzer war, dass man auf einmal merkt, dass das, was man da angefangen hat,
eine Breite und Tiefe bekommt. Also eine Breite und Tiefe hinsichtlich dessen, das was einem dann als Bild, als Bilder einfiel, zuwuchs.
Annette Tietz: Walter, du bist Maler, Objektkünstler, Zeichner. Welche Rolle spielt für dich die Zeichnung?
Also die Zeichnung, also wenn du das jetzt so gesagt, das so genannt hast
in dieser Reihenfolge, ist die Zeichnung für mich absolut gleichwertig. Das bedeutet, dass Malerei,
Zeichnung und Dreidimensionales im Grunde für mich wichtige Fundstellen sind, um mich auch weiter zu bringen.
Das meine ich jetzt gar nicht mal didaktisch, sondern ich merke, dass da aus dem einen Kräfte erwachsenen,
die mich also wieder sozusagen hinführen zu etwas, was für mich neu ist.
Damit ist eigentlich immer ein spannendes […]. Also ich muss nicht irgendwelche Behauptungen wiederholen,
sondern ich lass mich, wenn man so will, fallen und habe keine Unterstützung durch irgendeine Sicherheitsroutine,
wie auch immer und fange von Null wieder an.
Und das ist für mich eigentlich bis heute Praxis.
Annette Tietz: Es ist deine erste Retrospektive der Arbeiten auf Papier. Welche Rolle spielt für dich diese Ausstellung?
Also fantastisch. Also dadurch dass es drei Stationen waren, konnte ich da
bestimmte Dinge bemerken, die ich sonst nicht bemerkt hätte. Das man eine Art von Pool hat,
die an drei Orten so anders in der Anzahl und in der Zuordnung sein kann und trotzdem immer eine,
für mich richtige und stabile Aussage hat.
Also in Dresden waren es ja im Grunde am wenigsten und in Quedlingburg, da gings nicht um Zahlen, aber es ging darum,
dass diese Orte sehr unterschiedlich sind und trotzdem die Sache stabil gemacht haben.
Und hier, wo ich denken würde, ich will das nicht nachrechnen, der kleinste Ort ist,
für mich, dadurch dass das Räume sind, die getrennt sind, die aber auf einer Ebene sind,
eigentlich die volle Retrospektive und eigentlich auch, ich will das jetzt nicht werten zu sehr,
aber irgendwo muss ich ja, eigentlich auch in der Steigerung. Wir hatten uns ja mal unterhalten
über welchen Ort, welche Zeit und sowas und da kann man natürlich auch empfindlich reagieren.
Aber ich fand, Berlin als Letztes, da ist etwas, was im Grunde wirklich vor Ort sich nochmal
steigern müsste und dass das so gelungen ist, ich meine, da kann ich nur glücklich sein.
Die Galerie Pankow richtete im Jahr 2012/14 eine schöne Ausstellung zu Klaus Hähner-Springmühl aus zu der sie ebenfall einen Katalog und einen Film veröffentlichte. Hier noch einmal der Film und der Hinweis auf unsere Publikation, erhältlich in der Galerie.
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Abs.: Klaus Hähner-Springmühl – Richterstraße 9”
Film-Essay / 2014 / 14:30 min. / HD
Konzept, Schnitt & Musik: Enkidu rankX
Produktion: Galerie Pankow / Einheit_7 e.V.
Interviewpartner: Thomas Florschuetz, Eckhart Gillen, Joerg Waehner, Karin Wieckhorst
Kofinanzierung: Bezirkskulturfonds Pankow
„Klaus Hähner-Springmühl in der Richterstraße 9“, Foto: Karin Wieckhorst
Richterstraße 9 – Hommage an Klaus Hähner-Springmühl
Herausgeber: Galerie Pankow / Kunstsammlungen Chemnitz – 2013
83 Seiten / Preis: 12,00 €
MIt Beiträgen von Annette Tietz, Anke Paula Böttcher,
Klaus Werner, Eckhart J. Gillen, Joerg Wähner
Der Vortrag der renommierten türkischen Bildwissenschaftlerin Zeynep Sayin geht von der Unterscheidung zwischen der Leiche und ihrem Bild aus: Damit der Leichnam als Bild weiterleben kann (und nicht als Larva zwischen dem Reich der Lebenden und dem der Toten umherirrt), muss er begraben werden.
Die Leichenmasken, Grabsteine etc. tragen die Sorge um den Verstorbenen und bilden die Doubles des Leichnams. Durch die Bilder (imago, imagines in Rom) der Toten wird nicht nur die Identität und Vergangenheit der Gemeinschaften gebildet, sondern auch deren Zukunft. Die Politik des Todes operiert an der Scheidelinie zwischen der Leiche und ihrem Bild: Durch das Verweigern der Bestattung (Gebet, Grabstätte, Ritual), durch Schändung der Toten und andere vergleichbare Praktiken wird eine Politik aktiviert, die das Gedächtnis des Verstorbenen als Bild und somit die Möglickeit einer Identitätsbildung vernichten soll.
Die eine Leiche ist wichtiger als die andere Leiche: Verräter oder Märtyrer. Bildtheorie und politische Theorie verschmelzen ineinander.
Zeynep Sayin hat als Professorin für Bildwissenschaften an verschiedenen Universitäten gelehrt, zuletzt an der Architekturfakultät der Artuklu-Universität in Mardin. Seit ihrer Suspendierung wegen wissenschaftlicher Veranstaltungen zu historischen und zeitgenössischen Bildpolitiken an der Istanbuler Bilgi-Universität nimmt sie Lehraufträge an verschiedenen Universitäten in Europa wahr. Zeynep Sayin referiert darüber hinaus regelmäßig zu aktuellen kulturpolitischen Entwicklungen und Themen.
Zitadelle Spandau
Gotischer Saal
Am Juliusturm 64
13599 Berlin
www.zitadelle-spandau.de
(U7 Zitadelle, Bus X33)
OPEN CALL – Teilnahmeaufruf an alle Künstler/innen mit Atelier in Prenzlauer Berg, Weißensee und Pankow (Anmeldung unter www.artspring.berlin)
artspring 2018 – Der Stadtbezirk wird Galerie.
Offene Ateliers in Prenzlauer Berg, Weißensee und Pankow.
Nach dem großen Erfolg von artspring im letztem Jahr freuen wir uns, dass wir auch 2018 wieder ein interessantes und spannendes Kunstwochenende im Stadtbezirk veranstalten können.
artspring widmet den in Prenzlauer Berg, Weißensee und Pankow arbeitenden Künstlerinnen und Künstlern besondere Aufmerksamkeit. Ein ganzes Wochenende lang öffnen sich die Türen zu Vorderhäusern und Hinterhöfen, zu Fabriketagen und Wohnungsateliers, zu Laden- oder Gruppenateliers. Die abseits der Öffentlichkeit entstehende Kunstproduktion wird zugänglich gemacht, die Künstler ansprechbar. Zudem bietet das Wochenende den Anlass und die Möglichkeit, die im Bezirk Pankow arbeitenden Künstlerinnen und Künstler mit Interessenten, aber auch miteinander zu vernetzen.
Und damit nicht genug: 2018 soll der Ausstellung artspring central eine weitaus wichtigere Rolle zukommen. Wir konnten das Museum Pankow für eine Kooperation gewinnen und werden in den Räumlichkeiten unmittelbar am Wasserturm eine Ausstellung mit allen an artspring 2018 beteiligten Künstlerinnen und Künstlern organisieren. Die Ausstellung wird in der letzten Aprilwoche beginnen und über das Gallery Weekend hinaus ihren Abschluß in den offenen Ateliers am letzten Maiwochenende finden. artspring 2018 und artspring central werden veranstaltet von der Ateliergemeinschaft Milchhof e.V. und unterstützt vom Amt für Weiterbildung und Kultur Pankow, FB Kunst und Kultur.
Alles in aller Kürze:
artspring 2018 26. und 27. Mai 2018
Eröffnung am 25. Mai im Milchhof
artspring central 25. April – 27. Mai 2018 im Museum Pankow, Prenzlauer Allee