Visuelle Poesie | Sprachräume | 1975–2025

von Zeichen …

… ist die Rede bei einer Versammlung von Werken Karla Sachses aus fünfzig Jahren künstlerischer
Tätigkeit. Es scheint an der Zeit, ein wenig Bilanz zu ziehen und die vielfältigen Elemente ihres Werkes zu zeigen, speziell auf dem Feld der Visuellen Poesie. Wort und Bild verbinden sich dabei auf verschiedenartige Weise.

Die in Ost-Berlin im „geschlossenen Rahmen“ der 1970er- und 1980er-Jahre entstandenen Karten wurden per Post an das internationale Netzwerk der Mail Art gesendet. Parallel dazu beginnt die intensive Beschäftigung mit den Systemen der Schrift-Zeichen aus aller Welt, vor allem mit ihrer Bildhaftigkeit. In der Schublade bleiben die Kommentare zu Zeitungs-Notizen.

In der Zeit des Aufbruchs und der Umbrüche stand die Auseinandersetzung mit dem Prozess der Zusammenführung beider deutscher Staaten im Mittelpunkt ihrer Arbeit. Dabei griffen „Stoff“ und „Sprache“ nun verstärkt in den „Raum“. Doch auch einzelne Begriffe offenbaren Perspektiven ihrer Bedeutung in Wortfeldern.

Bald darauf lockten Projekte sie in die neu gewonnene Weite der Welt. Es gibt Einladungen von
Mail Art-Partnern und Residenzaufenthalte auf anderen Kontinenten. Dort entstanden Arbeiten,
die aus dem Studium des jeweiligen Ortes gespeist wurden und dabei auch die verschiedenen
Möglichkeiten der „Übersetzung“ erkundeten und nutzten.

Der internationale Kontext ist in Karla Sachses Arbeitsweise bis heute erhalten. Nähe und Überwindung von Distanz spielen dabei eine Rolle. Immer wieder gehen daraus auch kollaborative, mit leisem Humor durchsetzte Angebote hervor. Doch der Kern jeglicher Tätigkeit zielt auf die poetische Verdichtung des Bild-Raums.

Karla Sachse wurde in Zschopau, Sachsen, geboren. Sie studierte Kunstpädagogik an der Humboldt-Universität zu Berlin und promovierte anschließend. Bis zu ihrem Ruhestand arbeitete sie als Kunstlehrerin an der Kurt-Schwitters-Schule und war dort Leiterin der künstlerischen Werkstätten. Daneben verfolgte sie ihre eigene künstlerische Entwicklung, die sich ausgehend von ihrer Beschäftigung mit visueller Poesie insbesondere durch Mail-Art-Projekte, raumbezogene Arbeiten, internationale Kollaborationen und Arbeiten im öffentlichen Raum auszeichnet. Karla Sachse lebt und arbeitet in Berlin und in der Uckermark.