Erika Stürmer-Alex: „Absichten und Zufälle“ – Skulptur, Zeichnung, Malerei

Erika Stürmer-Alex: „Absichten und Zufälle“ – Skulptur, Zeichnung, Malerei

Bildnis eines jungen Mannes, Assemblage, 2011
Abbildung: „Bildnis eines jungen Mannes“, Assemblage, 2011

Ausstellung vom 12. Oktober bis 12. November 2011
Eröffnung am 11. Oktober 2011 um 19 Uhr
Zur Eröffnung spricht Susanne Greinke
Es erscheint ein Katalog.

Die stetige künstlerisch-inhaltliche wie auch formell-technische Transformation ist eine der Konstanten im vielschichtigen Werk von Erika Stürmer-Alex. Schon Mitte der siebziger Jahre, da gilt sie bereits als Ausnahmekünstlerin, behauptet sie ihre ganz eigene künstlerische Position.

Nach ihrem Studium der Malerei, Grafik und Kunst am Bau an der Hochschule für bildende und angewandte Kunst in Berlin-Weißensee, welches Sie 1963 abschließt, folgen Studienreisen nach Ungarn, Russland, Rumänien, Polen, Jugoslawien und schließlich Paris. Dort kommt es während einer von ihr erzwungenen Studienreise zur Begegnung mit dem Werk von Niki de Saint Phalle, einer Begegnung mit Folgen, es wird fortan einen starken Einfluss auf ihre eigene Arbeit haben.

Das Werk der 1938 in Wriezen geborenen Künstlerin Erika Stürmer-Alex lässt sich nicht auf einen Stil festlegen. Stürmer-Alex stellt Bezüge zur Mode- und Designästhetik, wie auch zum Dadaismus und zur Popart her, sie spiegelt und referenziert durch den Umgang mit kunstfremden Materialen und immer wechselnden Stileinflüssen die Dynamik und Fragmentation unserer gegenwärtigen Ge- und Verbrauchsgesellschaft.

In ihren Objekten, teils raumgreifenden Installationen, Assemblagen, Malereien und Zeichnungen verschwimmen technische und formelle Grenzen, Genres werden de- und rekonstruiert, oft mit einem beißenden soziokulturellen bzw. soziopolitischen Kommentar unterlegt, immer an der Grenze dessen, was man einen „Common Aesthetic Sense“ nennen könnte. Dies wird durch den transfigurativen Einsatz von originär unedlen Altagsmaterialien wie Verpackungen, vor allem Styropor und andere Kunststoffe verstärkt und auch formell manifestiert.

 

„Berlin am Meer“ – Künstler aus Berlin und Mecklenburg-Vorpommern

„Berlin am Meer“ – Künstler aus Berlin und Mecklenburg-Vorpommern

Sabine Herrmann - nacht-meer

Sabine Herrmann · nacht-meer · 2011 · Pigmente, Acrylbinder auf Bütten, 97 x 147 cm

Ausstellung vom 31. August – 01. Oktober 2011
Eröffnung: 30.8.2011 um 19 Uhr

Ein Gemeinschaftsprojekt mit dem
Mecklenburgischen Künstlerhaus Schloss Plüschow.

Begrüßung: Annette Tietz, Leiterin der Galerie Pankow
Es sprechen: Katrin Arrieta, Kunsthistorikerin, Rostock
Ulrich Kavka, Kunsthistoriker, Schwerin / Berlin
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Die Ausstellung „Berlin am Meer“ ist ein Gemeinschaftsprojekt des Mecklenburgischen Künstlerhauses Schloss Plüschow und der Galerie Pankow, Berlin. Sie zeigt Arbeiten von Berliner Künstlern und Künstlern, die in Mecklenburg-Vorpommern leben. Zu sehen ist Malerei, Zeichnung und Skulptur. Gemeinsam ist allen eingeladenen Künstlern, dass sie ihre künstlerische Prägung wesentlich in den 80er Jahren in Berlin erfahren haben. Die Mehrzahl von ihnen studierte an der Kunsthochschule in Berlin-Weißensee.
Persönlichkeiten wie Dieter Goltzsche, Hans Vent, Manfred Böttcher oder Lothar Böhme waren prägend für die Entwicklung ihrer künstlerischen Ausdrucksweisen und mit ihrer an der klassischen Moderne geschulten Kunstauffassung Anreger und Lehrer dieser Künstlergeneration. Ihre künstlerische Sprache ist geprägt durch eine von der Natur ausgehende Form der Abstraktion. Nicht ein erzählender Inhalt ist vorrangig, sondern die Eigengesetzlichkeit der Form wird betont. „Die Themen dieser Maler“, so schrieb Matthias Flügge, „sind Mensch, Stadt, Natur und das, was an Beziehungen dazwischen liegt.“ Vor diesem Hintergrund wagt die Ausstellung einen Zeitsprung und zeigt die Künstler und Künstlerinnen mit ihren jüngsten Arbeiten.

Künstler: Martin Colden, Petra Flierl, Volker Henze, Sabine Herrmann, Jörg-Uwe, Jacob, Jürgen Köhler, Michael Kutzner, Sabine Peuckert, Andreas Barth, Reinhard Buch, Sylvia Dallmann, Peter Lewandowski, Udo Rathke, Wilfried Schröder, Anne Sewcz, Miro Zahra

Christina Renker & Hans Vent: „IM DIALOG“

„IM DIALOG“ – Christina Renker: Keramik & Hans Vent: Arbeiten auf Papier

Renker - Vent - Dialog
Ausstellung vom 30. Juli bis 20. August 2011
Eröffnung am Freitag, 29. Juli 2011 um 19.30 Uhr
Einführende Worte:
Annette Tietz
, Leiterin der Galerie Pankow
Es erscheint der Katalog „Christina Renker“

Christina Renker wurde 1941 in Altenburg geboren. Nach einer Töpferlehre absolvierte sie 1969 ihr Diplom als Keramikdesignerin an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Seit 1970 lebt sie als freie Künstlerin in Berlin. Christina Renkers Arbeiten befinden sich im Besitz von Museen und Sammlungen u. a. im Kunstgewerbemuseum in Berlin Köpenick, im Märkischen Museum Berlin, im Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen, Magdeburg, in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und im Grassimuseum Leipzig.

Hans Vent zählt zu den wichtigen Vertretern der „Berliner Schule“, die sich – obwohl keine manifeste Gruppe – im Berliner Osten vierzig Jahre lang ideologischen Bevormundungen mit stillem Trotz entzogen hat. Bedachtsam, mit subtiler Malkultur umkreist der vor 77 Jahren in Weimar geborene und seit 1953 in Berlin lebende Vent seine Themen: Akte, Figuren im Stadtraum, Köpfe. Wie schon bei Cézanne geht es um die Eigenwertigkeit der Farbe, die zu charakteristischen Motiven führt. Vent stellt Zustände dar, nicht Ähnlichkeiten.

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Frank Seidel: „Liebe Tod Wetter“ – Malerei

Frank Seidel: „Liebe Tod Wetter“ – Malerei

Frank Seidel "Doppelseele" 2007, Öl auf Leinwand, 125 x 240 cm

Frank Seidel „Doppelseele“ 2007, Öl auf Leinwand, 125 x 240 cm

Ausstellung vom 22. Juni bis 23. Juli 2011
Vernissage am 21. Juni 2011 um 19 Uhr
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
Es spricht Fritz Jacobi

Die Bildwelten des 1959 in Berlin geborenen Bildhauers und Malers Frank Seidel sind bevölkert von Dämonen, Geistern und Unholden. Erst beim zweiten Blick offenbart sich: die hier dargestellten Wesen sind Menschen, verzerrte Körper, sie sind nicht fremd, sind von dieser Welt. Es sind Innenansichten menschlicher Seinszustände, die Frank Seidel, der Spezialist für menschliche Einsamkeit und Verletzungen hier vor Augen führt, keine Phantasiewesen oder andere Welten.

Der seit den frühen achtziger Jahren zunächst vorrangig als Bildhauer, dann später als Maler tätige Künstler wirft seit jeher seinen schonungslosen, doch nie verachtenden Blick auf die Zwischenzustände der menschlichen Psyche, reißt auf, verschachtelt und verdreht, verzerrt und verbiegt und gelangt dadurch zu einer Klarheit im Blick, die an einen Francis Bacon denken lässt oder Kafka.

Auch wenn die Arbeiten von Frank Seidel von einer eminent skurrilen, untergründigen Phantasie getragen sind, so verlieren sie nie den sinnlichen Bezug zu eine fassbaren Realität. Seine zugespitzten, dramatischen Bildkonstellationen bedeuten für den Betrachter zugleich Herausforderung und Stärkung, fordern eine Positionierung.

Der Autodidakt Frank Seidel arbeitet seit 1984 freischaffend als Bildhauer und Maler Zeichner in Berlin. Bereits 1991 erhielt er eine Einzelausstellung in der Nationalgalerie Berlin und ist Preisträger und Gewinner zahlreicher Wettbewerbe. Seine Arbeiten befinden sich u.a. im Besitz der Neuen Nationalgalerie, der Sammlung des deutschen Bundestages und der Sammlung der Deutschen Bank.

Gitta Seiler: „über mädchen“

Gitta Seiler  – über mädchen – Fotografie

Gitta Seiler - über Mädchen

Ausstellung vom 04.05. – 11.06.2011
Eröffnung: 03.05.2011, 19Uhr

Künstlergespräch mit Gitta Seiler und Arno Fischer
Donnerstag, den 26.5.2011 – 20Uhr

Die Fotografin Gitta Seiler hat für ihre vier Fotoserien („weggerannt“, „abgetrieben“, „eingesperrt“, „ungewollt“) den Alltag von Ausreißerinnen, Müttern im Teenageralter, jugendlichen Straftäterinnen und minderjährigen Patientinnen einer Abtreibungsklinik begleitet und dokumentiert. Die Fotografin richtet ihren Blick auf die raue Wirklichkeit von Mädchen in schwierigen Lebenssituationen, ohne hierbei ins Voyeuristische abzugleiten, die gegebene Distanz zu verlieren bzw. die Situationen zu verharmlosen.

Es sind Realitäten am Rande unserer Gesellschaft, die wir im Alltag gerne ausblenden; Gitta Seiler zeigt uns diese Wirklichkeit, verschweigt uns nichts und vermag dennoch das abgebildete ertragbar, nachfühlbar zu gestalten. Dies erfordert vor allem eine ausgiebige Vorbereitung. In einem langwierigen Prozess nähert sich die Künstlerin ihren Protagonisten, baut Vertrauen auf, schafft Nähe.

„Gitta Seiler legt in den vier Abhandlungen ihre Finger in offene Wunden. Sie grenzt ein, umschreibt, benennt und das aus einer scheinbaren Unemotionalität heraus. Gleichwohl ist sie ergriffen ob der bitteren Lebenserfahrungen junger Menschen in einer aus den Fugen geratenen Welt. Die Fotografien sprechen in leisen, eindringlichen Worten von Mädchen in Zerbrechlichkeit und Stärke. Das, was hier den Protagonistinnen widerfährt, kann für viele andere gelten. Mit klarem Blick, der auch das Umfeld wahrnimmt, zeichnet sie Bilder, die in ihrer anrührenden Strenge als Metaphern von Menschen bestehen.“ Barbara Lipps-Kant

Zu der Ausstellung präsentiert Gitta Seiler ihr Buch „über mädchen“, erschienen im Kehrer Verlag, Heidelberg, 180 Seiten, mit 52 Farb- und 44 S/W-Abbildungen und Texten von Sandra Hoffmann.

Gitta Seiler (*1967) studierte Foto-Design bei Arno Fischer. Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet, unter anderem erhielt sie das Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg sowie das Arbeitsstipendium der Stadt Konstanz. Seit 1998 ist sie freiberuflich tätig und seit 2007 Dozentin an der Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin.

Christa Böhme | Malerei und Zeichnungen

Ausstellung vom 23.03. bis 23.04.2011
Eröffnung: Di. den 22.03.2011, 19Uhr
Es spricht: Fritz Jacobi

Christa Böhme „Stilleben“ 1983, Öl auf Leinwand, 110 x 90cm

Christa Böhme zählte zu ihren Lebzeiten zum Kreis der Berliner Schule, einem Kreis befreundeter Künstler mit gemeinsamen bildnerischen Auffassungen im ehemaligen Ost-Berlin, zu dem u.a. die Künstler Harald Metzkes, Manfred Böttcher, Hans Vent, Wolfgang Leber, Brigitte Handschick, Klaus Roenspieß und ihr Ehemann Lothar Böhme gehörten. Für diesen Kreis bildete die Orientierung am Gesehenen den Ausgangspunkt ihrer künstlerischen Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit. Der „Cézannismus“ mit seiner Bildstrenge und Gesetzlichkeit des Bildes war Orientierungspunkt. Die erneute Formulierung der klassischen Genres Akt und Portrait, Interieur und Stillleben, Mensch und Stadt verband die Künstler miteinander und gab ihnen in ihrem Bemühen, abseits des offiziellen Kunstbetriebes nur den Gesetzen der Kunst verpflichtet zu sein, Glaubwürdigkeit.

Innerhalb dieses Freundeskreises von Künstlern war Christa Böhme eine besondere Erscheinung. Ihr künstlerisches Werk entwickelte sich eher unbemerkt vom offiziellen Kunstbetrieb. Es gab einige Ausstellungen in kleineren Galerien, hin und wieder eine Beteiligung. Im Gegensatz dazu wurden ihre Bilder jedoch von Künstlern hoch geschätzt.

„Denn ihr Werk zählte zu jenen in sich geschlossenen Œuvre, die sich der öffentlichen Aufmerksamkeit gleich doppelt entzogen, weil sie sich auf keine andere Weise am sozialen Umfeld definierten als durch die Bestimmung des Eigenen. Ihr Werk ist nicht erzählerisch, hat sich von den Bedingungen seiner Entstehung völlig gelöst und will nichts anders sein als Kunst.“(Matthias Flügge, Katalog zur Ausstellung „Christa Böhme“, Akademie der Künste, 1994).

Aus Anlass des 20. Todestages der Künstlerin soll anhand ihrer wichtigsten Werke das OEuvre der leider früh durch Freitod aus dem Leben geschiedenen Künstlerin erneut in das Blickfeld der interessierten Öffentlichkeit gerückt werden. Die Ausstellung wird neben Bildern und Zeichnungen aus dem Nachlass auch einige ihrer Hauptwerke präsentieren.

Hans Brosch – Malerei

Hans Brosch – Malerei

Hans Brosch "Puppenspieler", Öl auf Leinwand, 2006

Ausstellung vom 09.02. bis 12.03.2011
Eröffnung: 08.02.2011 – 19Uhr
Es Spricht: Matthias Flügge

Der 1943 in Berlin geborene Maler Hans Brosch lässt sich nicht ohne weiteres einer eindeutigen Schule oder Tradition zuordnen. In der DDR der sechziger und siebziger Jahre beginnt er abstrakt zu malen, ganz im Gegensatz zur Erwartungshaltung der damaligen Staatsführung. Bewusst lässt Brosch die Dichotomie Figurativ / Abstrakt hinter sich und wird doch zum Protagonisten der Grenzerkundung eben jenen Spannungsfeldes.

Die erste Hälfte seines Lebens im Ostteil der Stadt verbringend und als Bühnenbildner am Berliner Ensemble tätig, entzieht sich der frei arbeitende Künstler den ästhetischen Vorgaben des damaligen akademischen Systems, wird zunehmend sparsam im Stil, ohne je die Verbindung zum Abstrahierten zu kappen. 1975 wird er zur IX. Biennale Junger Kunst in Paris geladen – als offizieller (und von staatlicher Seite ungeliebter) Beitrag der DDR.

In der Bildsprache des Malers Hans Brosch spielt das Formale – die Linie, Fläche, Textur und Farbe – eine herausragende Rolle. Erst auf den zweiten Blick erschließt sich eine konkretere Ebene, die eine Ahnung vom Ursprung des Motivs vermittelt. Die Grenzen der Erkennbarkeit auslotend, sucht der Maler nach Mehrdeutigkeiten, löst Formen auf, reduziert, immer auf der Suche nach der Substanz der Dinge.

Wir glauben Gebäude, Landschaften oder Körper erkennen zu können, und sind uns doch nie ganz sicher. Es geht dem Maler nicht um Abbildung, vielmehr um Durchdringung seines Motivs. Die Arbeiten des Hans Brosch deuten immer eine Referenz an das Gesehene an, lassen uns das Abstrahierte figurieren, ein Prozess, der den Zuschauer bewusst mit einbezieht. Dabei wird er nie zum informellen Maler, sondern erkundet beharrlich seine eigene Position, blättert Bedeutungsschicht um Bedeutungsschicht ab, um zum Kern, zum Wesen seines Motivs vorzudringen.

1979 siedelt er in den Westteil der Stadt über, zuletzt konnte er in der DDR keine offiziellen Ausstellungsmöglichkeiten mehr finden. Auch im Westen kümmert er sich wenig um aktuelle Tendenzen der dortigen Kunstszene, behält und entwickelt seine eigene, hochgradig individuelle Position weiter. Brosch integriert zunehmend das Gestische in seine Arbeiten – nicht als Selbstzweck, sondern als expressive Emphase. Auch werden seine Arbeiten zeitweilig monochromer und dunkler – eine Abkehr von den helleren und offeneren Arbeiten früherer Jahre.

Hans Brosch zeigt nun in der Galerie Pankow Arbeiten, die in den letzten 10 Jahren entstanden sind. Die groß- und mittelformatigen Ölgemälde zeigen die vollends entfaltete Meisterschaft eines Individualisten, der technisch offen und ungebunden den Blick auf das Verborgene konzentriert, unser Auge für das Wesentliche öffnend.

„Unter der Sonne Microcosmi“ | Carlfriedrich Claus zum 80. Geburtstag

„Unter der Sonne Microcosmi“ | Carlfriedrich Claus zum 80. Geburtstag

Carlfriedrich Claus, Erkenntnis., 1972 Feder/Tusche auf zweiseitig beschriebenem Transparentpapier, 16,6 x 16,9 cm, WVZ Z 583 (Vorderseite) Kunstsammlungen Chemnitz, Stiftung Carlfriedrich Claus-Archiv © VG Bild-Kunst Bonn / Foto: László Tóth

Carlfriedrich Claus, Erkenntnis., 1972
Feder/Tusche auf zweiseitig beschriebenem Transparentpapier, 16,6 x 16,9 cm, WVZ Z 583 (Vorderseite)
Kunstsammlungen Chemnitz, Stiftung Carlfriedrich Claus-Archiv © VG Bild-Kunst Bonn / Foto: László Tóth

Ausstellung vom 24. November 2010 bis 15. Januar 2011
Eröffnung am Dienstag, dem 23.11.2010 um 19.00 Uhr
Tagung am Samstag, dem 4. Dezember 2010, ab 10.00 Uhr
Finissage am Samstag, dem 15. Januar 2011 um 19.00 Uhr

Ohne Sehnsucht ist das Werk von Carlfriedrich Claus undenkbar. Die Fähigkeit zum Staunen und der Wunsch nach Erkenntnis gehören dazu. Die Studien des Universalgelehrten aus Annaberg im Erzgebirge – der in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag begangen hätte – reichen von mystisch-religiösen über philosophische bis hin zu sprach- und naturwissenschaftlichen Schriften.

Einer der wohl wichtigsten Dialogpartner ist Ernst Bloch. In vielen seiner Sprachblätter und Lautprozesse stellt Carlfriedrich Claus explizite oder implizite Bezüge zu den Gedanken des Philosophen – der in diesem Jahr 125 Jahre alt geworden wäre – her und verleiht dessen Geschichts- und Naturphilosophie eine vitale, offene Gestalt. Er desavouiert damit die ihn umgebenden realsozialistischen, später postsozialistischen Realitäten, ohne je von seiner kosmologisch-kommunistischen Zukunftsvision zu lassen, die er in seinen Werken immer wieder antizipiert. Darin sind sich Bloch und Claus einig: das Experimentum Mundi beginnt in jedem selbst und ist mit dem kollektiven Experiment Geschichte weder erfüllt noch abgeschlossen.

Die Ausstellung macht mittels einer kleinen Auswahl exemplarisch erfahrbar, in welchem Maße das Werk eines der wohl eigenwilligsten wie poetischsten Philosophen des 20. Jahrhunderts im Oeuvre eines der wohl eigenwilligsten und philosophischsten Laut- und Bildpoeten des 20. Jahrhunderts seinen Niederschlag findet bzw. mit ihm korrespondiert.

Unter der Sonne Microcosmi versammeln sich ausgewählte Zeugnisse der experimentellen Arbeit von Carlfriedrich Claus: Sprachblätter, die Aurora-Mappe, ein Briefentwurf, frühe Klang-Gebilde sowie eine Lautprozess-Produktion aus den 1990er Jahren. Die Arbeiten ermöglichen einen ausschnitthaften und zugleich Zusammenhänge herstellenden Einblick in die Themen und Stoffe, mit denen der Künstler sich sein Leben lang schöpferisch auseinandersetzte.
Carlfriedrich Claus zählt zu den wichtigsten Künstlern der ehemaligen DDR, der aufgrund seines unangepassten Verhaltens und seiner rigorosen Abkehr vom offiziellen Kunstbetrieb neben Herrmann Glöckner, Albert Wigand und Gerhard Altenbourg in der offiziellen Wahrnehmung zu den Außenseitern gehörte, dessen ungeachtet aber umfangreiche Verbindungen zur europäischen Avantgarde pflegte und in seiner Zurückgezogenheit ein eigenwilliges und hochkomplexes Werk zwischen philosophischer, bildnerischer und akustischer Literatur geschaffen hat.

Zur Eröffnung sprechen Annette Tietz, Leiterin Galerie Pankow und Anke Paula Böttcher, Kuratorin der Ausstellung.

Die Ausstellung wird von einer Publikation und einer Tagung mit dem Titel „Konjunktionen. Zu den Denkstoffen von Carlfriedrich Claus“ am 4.12.2010 begleitet.

Mit freundlicher Unterstützung durch:
Kunstsammlungen Chemnitz, Stiftung Carlfriedrich Claus-Archiv
Ernst-Bloch-Zentrum, Ludwigshafen am Rhein
Kulturforum der Rosa Luxemburg Stiftung
Bezirkskulturfonds

Gundula Schule Eldowy: „Das unfassbare Gesicht“

Gundula Schulze Eldowy
DAS UNFASSBARE GESICHT | EL ROSTRO INCONCEBIBLE

Gundula Schule Eldowy: o.T. Trujillo · 2001 · aus: Das unfassbare Gesicht

Gundula Schule Eldowy: o.T. Trujillo · 2001 · aus: Das unfassbare Gesicht

Ausstellung vom 13. Oktober bis 13. November 2010
Eröffnung am 12 Oktober 2013 um 19Uhr

Zwei Schwalben fliegen/über den Dächern/der Glückseligkeit/der Windhauch des Morgens/gibt ihrer Flugbahn ein Gesicht/gefrorenes Rauschen/im angehaltenen Atem/ritzt ein Gesicht/ins steinerne Geröll/und das Meer schlägt/mit seinen Wellen/ ein Gesicht ins schäumende Getöse.
(Gundula Schulze-Eldowy)

Gesichter – Gesichte und Geschichten – sind das große Thema der international renommierten Fotografin (Lyrikerin, Erzählerin, Filmerin u. a.) Gundula Schulze Eldowy, das ihr stilistisch wandlungsreiches Werk bestimmt. In über dreißig Jahren schuf sie ein OEuvre von zwanzig Serien. Die Künstlerin lebt in Berlin, Peru und auf Reisen. Arbeiten von ihr befinden sich u. a. im Museum of Modern Art, New York, in der Berliner Nationalgalerie, dem MOMA, San Francisco und im LACMA von Los Angeles, in der Bibliothèque Nationale de France, Paris und in vielen anderen Museen sowie öffentlichen und privaten Sammlungen. Internationale Preise wie z. B. „The 12th Prize for Overseas Photographers of Higashikawa Photo Fiesta ´96“, dem wichtigsten Japans, und Ausstellungen von Washington bis Wien würdigten die ungewöhnliche Kreativität ebenso wie die technische Brillanz ihrer Fotografien.

Waren es am Anfang ihrer Karriere noch sozialkritische Fotos, in denen sie den Menschen mit ungewöhnlicher Intensität ins Gesicht schaute, sind es jetzt Gesichter aller Gattungen: Gesichter von Menschen und Tieren, Felsgesichter, Trophäenköpfe, Mumien, Goldmasken, Porträts antiker peruanischer Keramiken sowie Gesichter von Formen, die durch Regen, Wind und Sonne in Gestein, Sand und Wurzelwerk entstanden sind. Bei allen Porträts bedient sie sich eines Kunstgriffes, beschränkt die Perspektive auf den Ausschnitt von Augen, Nase, Mund, wodurch ein eigenartiger Effekt entsteht. Sie alle scheinen eine Art Zentralcode zu haben, einer gemeinsamen Quelle zu entstammen.

Die Ausstellung ist eine tiefenpsychologische Allegorie des Sehens. So paradox es klingen mag, kommt doch das, was wir sehen, aus den tiefsten Schichten unseres Inneren und nicht von außen. „In den Augen spiegelt sich die Welt, wie wir sie sehen wollen, nicht wie sie ist. Deshalb können hundert Menschen dasselbe erleben und trotzdem sieht jeder etwas anderes.” Die Künstlerin benutzt das Land Peru, um innere Bilder darzustellen. Der Besucher, der die Ausstellung betritt, sieht sich mit Hunderten Augenpaaren konfrontiert. Die Fotografin nimmt auf symbolischer Ebene einen Rollentausch vor und macht den Betrachter zum „Betrachteten“. „Dem Anschauen antwortet ein Angeschautwerden“, so die Künstlerin. „Während ich von innen nach außen ein Gesicht anschaue, wird mein Gesicht auf dieselbe Art wahrgenommen. Aber was sehen wir wirklich?“ Oft sind es die eigenen Projektionen, Glaubensgrundsätze, Klischees und Überzeugungen, die man im Bild des Anderen festmacht.

Vortrag am 4.11.2010 um 20Uhr: CHOQ’EKIRAW – Stadt der Kondore

Gundula Schulze Eldowy berichtet in Ihrem Vortrag „Choq’ekiraw – Stadt der Kondore“  über ihre Erlebnisse und Eindrücke in Choq’ekiraw und anderen Bergstädten Perus.
„Choq’ekiraw ist eine alte, verwunschene Stadt, die halb unter Dschungelpflanzen der peruanischen Anden verborgen ist. Obwohl sie früher als Machu Picchu entdeckt wurde ist sie in Europa kaum bekannt. Es führen weder Straßen noch Wege dorthin, nur ein äußerst strapaziöser Pfad der wild aus dem Felsgestein herausgerissen wurde. Ihn zu begehen kann tödlich sein, denn er ist gefährlich. Neben dem Pfad geht es 3.500 Meter tief in den Abgrund.“

Michael Kutzner „Grill und Irrlicht“ – Zeichnung und Malerei

Michael Kutzner „Grill und Irrlicht“ – Zeichnung und Malerei

Michael Kutzner: Warten · 2010 · Öl Vor- und Hinterglas· 49 x 64 cm

Michael Kutzner: Warten · 2010 · Öl Vor- und Hinterglas· 49 x 64 cm

Ausstellung vom 01. September bis 02. Oktober 2010
Eröffnung am 31. August 2010 um 19.00 Uhr

Zur Eröffnung spricht Christoph Tannert

Michael Kutzner, 1955 in Berlin geboren, ist als Künstler geprägt von den Erfahrungen der Großstadt. Das Ausgeliefertsein und die Verletzlichkeit sind Themen die ihn ebenso interessieren, wie der Stadtraum in seiner Kälte und Härte sowie die Endlichkeit jeder Existenz. Handwerksherkunft, Werdegang und Ausbildung sind ebenso berlinisch wie die bewusste Traditionsbildung und das urbane Repertoire.

Kutzner ist ein Künstler, der in Zurückgezogenheit arbeitet, dessen Malereien und Zeichnungen ästhetische Ereignisse von großer Evokationskraft sind. Das Thema ist nicht zuerst das Dargestellte, sondern dessen kulturelles Gebundensein im Status der Vergänglichkeit. Die Verinnerlichung der Erkenntnis des „Mitten im Leben sind wir vom Tod umgeben“ (Media vita in morte sumus) setzt bei Michael Kutzner Bilder frei, in denen das Gesicherte sich mit der Gefährdung verzahnt.

Die Melancholie, die Kutzners vielseitigen Arbeiten entspring ist hier nicht pathologisch, sie stört nicht, will nicht behoben oder geheilt sein; sie ist Ausdruck der unleugbaren ‚Conditio Humana’, die zu akzeptieren das Leben authentischer, wahrer macht. Und immer wieder taucht in Kutzners Arbeiten Schwarz auf, glänzt wie Asphalt, tropft aus den Teermaschinen – ein Signum der Vergänglichkeit, der Endlichkeit als Möglichkeit für Neues.

Michael Kutzner studierte an der Kunsthochschule Weißensee und erhielt zahlreiche Stipendien u.a. Villa Serpentara, Villa Massimo und Villa Romana. Er lebt und arbeitet in Berlin.