Archiv für das Jahr: 2011

Albert Wigand: “le rêve – Der Traum”

Albert Wigand – “le rêve – Der Traum”

Zeichnungen, Collagen, Bilder
Z-Art
Abbildung: WVZ 1791, o.T. [z art], Pappe, Papier, 1966

Begrüßung: Annette Tietz, Galerieleiterin
Zur Eröffnung sprechen: Matthias Flügge und Dr. Ursula Grüß
Es erscheint das Werkverzeichnis von Albert Wigand
(Hrsg.: Ursula Wigand-Grüß, Gylfe Matt, Albrecht Grüß)

Finissage am 21.1.2012 um 17 Uhr mit Lesung aus Briefen, mit Musik und Lyrik

Ausstellung vom 23.11. bis 21.1.2012
Eröffnung: Dienstag, den 22.11.2011 um 19 Uhr

Wir danken allen Leihgebern für ihre Unterstützung
o.T. [kaufe Möbel...]
Abbildung: WVZ A-1955/2, o.T. [kaufe Möbel Teppiche Wäsche Kleidung usw.], Öl auf Pappe, o.J. [um 1955]

Mit Albert Wigand zeigt die Galerie Pankow erneut einen Künstler, der von Fachleuten, Künstlern und Freunden hoch geschätzt wird und ähnlich wie Carlfriedrich Claus eine wichtige singuläre Position innerhalb der deutschen Kunstentwicklung des 20. Jahrhunderts eingenommen hat.

Albert Wigand wurde 1890 im Hessischen Ziegenhain geboren und starb 1978 in Leipzig. Er lebte die längste Zeit seines Lebens, von 1925 bis 1971, in Dresden. Hier entstand der größte Teil seines Œuvres, mit dem er allerdings erst spät, 1946, an die Öffentlichkeit getreten ist. Und obwohl Fachleute seinen Rang erkannten, er gefördert und ausgestellt wurde, Künstlerfreundschaften entstanden sind, wurde er weder überregional angemessen gewürdigt noch „berühmt“. Das lag am Schicksal seiner Generation, die nicht umsonst die „verschollene“ genannt wird, es lag aber auch an seinem Wesen und dem seiner Kunst. Wigands Bilder sind zunächst unscheinbar. Sie drängen sich nicht auf und wirken mit stiller Präsenz in die Zeit.

o.T. [Ausstellung Töpfereien und Handwebereien]
Abbildung: WVZ A-1957/1, o.T. [Ausstellung Töpfereien und Handwebereien], Papier bedruckt und farbig, Kreide blau, Tintenkuli, Öl, auf Pappe, 1957

Wigand war ein Meister des Leisen und Intimen. Straßenbild, Hausfassade, Stillleben, Interieur waren seine bevorzugten Themen. Neben Zeichnungen und der Malerei beschäftigte sich Wigand mit dem Prinzip der Collage. Ähnlich wie Hermann Glöckner dessen Werk er spät kennen lernte und schätzte, ging Wigand vom Gegenständlichen aus und wie bei diesem mündete der Prozess der Formfindung in der bildnerischen Abstraktion. Insbesondere hiermit wurde Albert Wigand zu einem der einflussreichsten Wegbereiter des Mediums Collage in der Kunst der DDR.

ca. 1930, Reka Dresden
Abbildung: Albert Wigand, ca. 1930, Reka Dresden

In der Ausstellung werden sowohl Zeichnungen als auch Bilder und Collagen aus allen Phasen seines Werkes präsentiert.

Erika Stürmer-Alex: “Absichten und Zufälle” – Skulptur, Zeichnung, Malerei

Erika Stürmer-Alex: “Absichten und Zufälle” – Skulptur, Zeichnung, Malerei

Bildnis eines jungen Mannes, Assemblage, 2011
Abbildung: “Bildnis eines jungen Mannes”, Assemblage, 2011

Ausstellung vom 12. Oktober bis 12. November 2011
Eröffnung am 11. Oktober 2011 um 19 Uhr
Zur Eröffnung spricht Susanne Greinke
Es erscheint ein Katalog.

Die stetige künstlerisch-inhaltliche wie auch formell-technische Transformation ist eine der Konstanten im vielschichtigen Werk von Erika Stürmer-Alex. Schon Mitte der siebziger Jahre, da gilt sie bereits als Ausnahmekünstlerin, behauptet sie ihre ganz eigene künstlerische Position.

Nach ihrem Studium der Malerei, Grafik und Kunst am Bau an der Hochschule für bildende und angewandte Kunst in Berlin-Weißensee, welches Sie 1963 abschließt, folgen Studienreisen nach Ungarn, Russland, Rumänien, Polen, Jugoslawien und schließlich Paris. Dort kommt es während einer von ihr erzwungenen Studienreise zur Begegnung mit dem Werk von Niki de Saint Phalle, einer Begegnung mit Folgen, es wird fortan einen starken Einfluss auf ihre eigene Arbeit haben.

Das Werk der 1938 in Wriezen geborenen Künstlerin Erika Stürmer-Alex lässt sich nicht auf einen Stil festlegen. Stürmer-Alex stellt Bezüge zur Mode- und Designästhetik, wie auch zum Dadaismus und zur Popart her, sie spiegelt und referenziert durch den Umgang mit kunstfremden Materialen und immer wechselnden Stileinflüssen die Dynamik und Fragmentation unserer gegenwärtigen Ge- und Verbrauchsgesellschaft.

In ihren Objekten, teils raumgreifenden Installationen, Assemblagen, Malereien und Zeichnungen verschwimmen technische und formelle Grenzen, Genres werden de- und rekonstruiert, oft mit einem beißenden soziokulturellen bzw. soziopolitischen Kommentar unterlegt, immer an der Grenze dessen, was man einen „Common Aesthetic Sense“ nennen könnte. Dies wird durch den transfigurativen Einsatz von originär unedlen Altagsmaterialien wie Verpackungen, vor allem Styropor und andere Kunststoffe verstärkt und auch formell manifestiert.

 

“Berlin am Meer” – Künstler aus Berlin und Mecklenburg-Vorpommern

“Berlin am Meer” – Künstler aus Berlin und Mecklenburg-Vorpommern

Sabine Herrmann - nacht-meer

Sabine Herrmann · nacht-meer · 2011 · Pigmente, Acrylbinder auf Bütten, 97 x 147 cm

Ausstellung vom 31. August – 01. Oktober 2011
Eröffnung: 30.8.2011 um 19 Uhr

Ein Gemeinschaftsprojekt mit dem
Mecklenburgischen Künstlerhaus Schloss Plüschow.

Begrüßung: Annette Tietz, Leiterin der Galerie Pankow
Es sprechen: Katrin Arrieta, Kunsthistorikerin, Rostock
Ulrich Kavka, Kunsthistoriker, Schwerin / Berlin
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Die Ausstellung „Berlin am Meer“ ist ein Gemeinschaftsprojekt des Mecklenburgischen Künstlerhauses Schloss Plüschow und der Galerie Pankow, Berlin. Sie zeigt Arbeiten von Berliner Künstlern und Künstlern, die in Mecklenburg-Vorpommern leben. Zu sehen ist Malerei, Zeichnung und Skulptur. Gemeinsam ist allen eingeladenen Künstlern, dass sie ihre künstlerische Prägung wesentlich in den 80er Jahren in Berlin erfahren haben. Die Mehrzahl von ihnen studierte an der Kunsthochschule in Berlin-Weißensee.
Persönlichkeiten wie Dieter Goltzsche, Hans Vent, Manfred Böttcher oder Lothar Böhme waren prägend für die Entwicklung ihrer künstlerischen Ausdrucksweisen und mit ihrer an der klassischen Moderne geschulten Kunstauffassung Anreger und Lehrer dieser Künstlergeneration. Ihre künstlerische Sprache ist geprägt durch eine von der Natur ausgehende Form der Abstraktion. Nicht ein erzählender Inhalt ist vorrangig, sondern die Eigengesetzlichkeit der Form wird betont. „Die Themen dieser Maler“, so schrieb Matthias Flügge, „sind Mensch, Stadt, Natur und das, was an Beziehungen dazwischen liegt.“ Vor diesem Hintergrund wagt die Ausstellung einen Zeitsprung und zeigt die Künstler und Künstlerinnen mit ihren jüngsten Arbeiten.

Künstler: Martin Colden, Petra Flierl, Volker Henze, Sabine Herrmann, Jörg-Uwe, Jacob, Jürgen Köhler, Michael Kutzner, Sabine Peuckert, Andreas Barth, Reinhard Buch, Sylvia Dallmann, Peter Lewandowski, Udo Rathke, Wilfried Schröder, Anne Sewcz, Miro Zahra

Christina Renker & Hans Vent: “IM DIALOG”

“IM DIALOG” – Christina Renker: Keramik & Hans Vent: Arbeiten auf Papier

Renker - Vent - Dialog
Ausstellung vom 30. Juli bis 20. August 2011
Eröffnung am Freitag, 29. Juli 2011 um 19.30 Uhr
Einführende Worte:
Annette Tietz
, Leiterin der Galerie Pankow
Es erscheint der Katalog “Christina Renker”

Christina Renker wurde 1941 in Altenburg geboren. Nach einer Töpferlehre absolvierte sie 1969 ihr Diplom als Keramikdesignerin an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Seit 1970 lebt sie als freie Künstlerin in Berlin. Christina Renkers Arbeiten befinden sich im Besitz von Museen und Sammlungen u. a. im Kunstgewerbemuseum in Berlin Köpenick, im Märkischen Museum Berlin, im Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen, Magdeburg, in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und im Grassimuseum Leipzig.

Hans Vent zählt zu den wichtigen Vertretern der „Berliner Schule“, die sich – obwohl keine manifeste Gruppe – im Berliner Osten vierzig Jahre lang ideologischen Bevormundungen mit stillem Trotz entzogen hat. Bedachtsam, mit subtiler Malkultur umkreist der vor 77 Jahren in Weimar geborene und seit 1953 in Berlin lebende Vent seine Themen: Akte, Figuren im Stadtraum, Köpfe. Wie schon bei Cézanne geht es um die Eigenwertigkeit der Farbe, die zu charakteristischen Motiven führt. Vent stellt Zustände dar, nicht Ähnlichkeiten.

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Frank Seidel: “Liebe Tod Wetter” – Malerei

Frank Seidel: “Liebe Tod Wetter” – Malerei

Frank Seidel "Doppelseele" 2007, Öl auf Leinwand, 125 x 240 cm

Frank Seidel “Doppelseele” 2007, Öl auf Leinwand, 125 x 240 cm

Ausstellung vom 22. Juni bis 23. Juli 2011
Vernissage am 21. Juni 2011 um 19 Uhr
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
Es spricht Fritz Jacobi

Die Bildwelten des 1959 in Berlin geborenen Bildhauers und Malers Frank Seidel sind bevölkert von Dämonen, Geistern und Unholden. Erst beim zweiten Blick offenbart sich: die hier dargestellten Wesen sind Menschen, verzerrte Körper, sie sind nicht fremd, sind von dieser Welt. Es sind Innenansichten menschlicher Seinszustände, die Frank Seidel, der Spezialist für menschliche Einsamkeit und Verletzungen hier vor Augen führt, keine Phantasiewesen oder andere Welten.

Der seit den frühen achtziger Jahren zunächst vorrangig als Bildhauer, dann später als Maler tätige Künstler wirft seit jeher seinen schonungslosen, doch nie verachtenden Blick auf die Zwischenzustände der menschlichen Psyche, reißt auf, verschachtelt und verdreht, verzerrt und verbiegt und gelangt dadurch zu einer Klarheit im Blick, die an einen Francis Bacon denken lässt oder Kafka.

Auch wenn die Arbeiten von Frank Seidel von einer eminent skurrilen, untergründigen Phantasie getragen sind, so verlieren sie nie den sinnlichen Bezug zu eine fassbaren Realität. Seine zugespitzten, dramatischen Bildkonstellationen bedeuten für den Betrachter zugleich Herausforderung und Stärkung, fordern eine Positionierung.

Der Autodidakt Frank Seidel arbeitet seit 1984 freischaffend als Bildhauer und Maler Zeichner in Berlin. Bereits 1991 erhielt er eine Einzelausstellung in der Nationalgalerie Berlin und ist Preisträger und Gewinner zahlreicher Wettbewerbe. Seine Arbeiten befinden sich u.a. im Besitz der Neuen Nationalgalerie, der Sammlung des deutschen Bundestages und der Sammlung der Deutschen Bank.

Gitta Seiler: “über mädchen”

Gitta Seiler  – über mädchen – Fotografie

Gitta Seiler - über Mädchen

Ausstellung vom 04.05. – 11.06.2011
Eröffnung: 03.05.2011, 19Uhr

Künstlergespräch mit Gitta Seiler und Arno Fischer
Donnerstag, den 26.5.2011 – 20Uhr

Die Fotografin Gitta Seiler hat für ihre vier Fotoserien („weggerannt“, „abgetrieben“, „eingesperrt“, „ungewollt“) den Alltag von Ausreißerinnen, Müttern im Teenageralter, jugendlichen Straftäterinnen und minderjährigen Patientinnen einer Abtreibungsklinik begleitet und dokumentiert. Die Fotografin richtet ihren Blick auf die raue Wirklichkeit von Mädchen in schwierigen Lebenssituationen, ohne hierbei ins Voyeuristische abzugleiten, die gegebene Distanz zu verlieren bzw. die Situationen zu verharmlosen.

Es sind Realitäten am Rande unserer Gesellschaft, die wir im Alltag gerne ausblenden; Gitta Seiler zeigt uns diese Wirklichkeit, verschweigt uns nichts und vermag dennoch das abgebildete ertragbar, nachfühlbar zu gestalten. Dies erfordert vor allem eine ausgiebige Vorbereitung. In einem langwierigen Prozess nähert sich die Künstlerin ihren Protagonisten, baut Vertrauen auf, schafft Nähe.

„Gitta Seiler legt in den vier Abhandlungen ihre Finger in offene Wunden. Sie grenzt ein, umschreibt, benennt und das aus einer scheinbaren Unemotionalität heraus. Gleichwohl ist sie ergriffen ob der bitteren Lebenserfahrungen junger Menschen in einer aus den Fugen geratenen Welt. Die Fotografien sprechen in leisen, eindringlichen Worten von Mädchen in Zerbrechlichkeit und Stärke. Das, was hier den Protagonistinnen widerfährt, kann für viele andere gelten. Mit klarem Blick, der auch das Umfeld wahrnimmt, zeichnet sie Bilder, die in ihrer anrührenden Strenge als Metaphern von Menschen bestehen.“ Barbara Lipps-Kant

Zu der Ausstellung präsentiert Gitta Seiler ihr Buch „über mädchen“, erschienen im Kehrer Verlag, Heidelberg, 180 Seiten, mit 52 Farb- und 44 S/W-Abbildungen und Texten von Sandra Hoffmann.

Gitta Seiler (*1967) studierte Foto-Design bei Arno Fischer. Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet, unter anderem erhielt sie das Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg sowie das Arbeitsstipendium der Stadt Konstanz. Seit 1998 ist sie freiberuflich tätig und seit 2007 Dozentin an der Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin.

Christa Böhme | Malerei und Zeichnungen

Ausstellung vom 23.03. bis 23.04.2011
Eröffnung: Di. den 22.03.2011, 19Uhr
Es spricht: Fritz Jacobi

Christa Böhme “Stilleben” 1983, Öl auf Leinwand, 110 x 90cm

Christa Böhme zählte zu ihren Lebzeiten zum Kreis der Berliner Schule, einem Kreis befreundeter Künstler mit gemeinsamen bildnerischen Auffassungen im ehemaligen Ost-Berlin, zu dem u.a. die Künstler Harald Metzkes, Manfred Böttcher, Hans Vent, Wolfgang Leber, Brigitte Handschick, Klaus Roenspieß und ihr Ehemann Lothar Böhme gehörten. Für diesen Kreis bildete die Orientierung am Gesehenen den Ausgangspunkt ihrer künstlerischen Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit. Der „Cézannismus“ mit seiner Bildstrenge und Gesetzlichkeit des Bildes war Orientierungspunkt. Die erneute Formulierung der klassischen Genres Akt und Portrait, Interieur und Stillleben, Mensch und Stadt verband die Künstler miteinander und gab ihnen in ihrem Bemühen, abseits des offiziellen Kunstbetriebes nur den Gesetzen der Kunst verpflichtet zu sein, Glaubwürdigkeit.

Innerhalb dieses Freundeskreises von Künstlern war Christa Böhme eine besondere Erscheinung. Ihr künstlerisches Werk entwickelte sich eher unbemerkt vom offiziellen Kunstbetrieb. Es gab einige Ausstellungen in kleineren Galerien, hin und wieder eine Beteiligung. Im Gegensatz dazu wurden ihre Bilder jedoch von Künstlern hoch geschätzt.

„Denn ihr Werk zählte zu jenen in sich geschlossenen Œuvre, die sich der öffentlichen Aufmerksamkeit gleich doppelt entzogen, weil sie sich auf keine andere Weise am sozialen Umfeld definierten als durch die Bestimmung des Eigenen. Ihr Werk ist nicht erzählerisch, hat sich von den Bedingungen seiner Entstehung völlig gelöst und will nichts anders sein als Kunst.“(Matthias Flügge, Katalog zur Ausstellung „Christa Böhme“, Akademie der Künste, 1994).

Aus Anlass des 20. Todestages der Künstlerin soll anhand ihrer wichtigsten Werke das OEuvre der leider früh durch Freitod aus dem Leben geschiedenen Künstlerin erneut in das Blickfeld der interessierten Öffentlichkeit gerückt werden. Die Ausstellung wird neben Bildern und Zeichnungen aus dem Nachlass auch einige ihrer Hauptwerke präsentieren.

Hans Brosch – Malerei

Hans Brosch – Malerei

Hans Brosch "Puppenspieler", Öl auf Leinwand, 2006

Ausstellung vom 09.02. bis 12.03.2011
Eröffnung: 08.02.2011 – 19Uhr
Es Spricht: Matthias Flügge

Der 1943 in Berlin geborene Maler Hans Brosch lässt sich nicht ohne weiteres einer eindeutigen Schule oder Tradition zuordnen. In der DDR der sechziger und siebziger Jahre beginnt er abstrakt zu malen, ganz im Gegensatz zur Erwartungshaltung der damaligen Staatsführung. Bewusst lässt Brosch die Dichotomie Figurativ / Abstrakt hinter sich und wird doch zum Protagonisten der Grenzerkundung eben jenen Spannungsfeldes.

Die erste Hälfte seines Lebens im Ostteil der Stadt verbringend und als Bühnenbildner am Berliner Ensemble tätig, entzieht sich der frei arbeitende Künstler den ästhetischen Vorgaben des damaligen akademischen Systems, wird zunehmend sparsam im Stil, ohne je die Verbindung zum Abstrahierten zu kappen. 1975 wird er zur IX. Biennale Junger Kunst in Paris geladen – als offizieller (und von staatlicher Seite ungeliebter) Beitrag der DDR.

In der Bildsprache des Malers Hans Brosch spielt das Formale – die Linie, Fläche, Textur und Farbe – eine herausragende Rolle. Erst auf den zweiten Blick erschließt sich eine konkretere Ebene, die eine Ahnung vom Ursprung des Motivs vermittelt. Die Grenzen der Erkennbarkeit auslotend, sucht der Maler nach Mehrdeutigkeiten, löst Formen auf, reduziert, immer auf der Suche nach der Substanz der Dinge.

Wir glauben Gebäude, Landschaften oder Körper erkennen zu können, und sind uns doch nie ganz sicher. Es geht dem Maler nicht um Abbildung, vielmehr um Durchdringung seines Motivs. Die Arbeiten des Hans Brosch deuten immer eine Referenz an das Gesehene an, lassen uns das Abstrahierte figurieren, ein Prozess, der den Zuschauer bewusst mit einbezieht. Dabei wird er nie zum informellen Maler, sondern erkundet beharrlich seine eigene Position, blättert Bedeutungsschicht um Bedeutungsschicht ab, um zum Kern, zum Wesen seines Motivs vorzudringen.

1979 siedelt er in den Westteil der Stadt über, zuletzt konnte er in der DDR keine offiziellen Ausstellungsmöglichkeiten mehr finden. Auch im Westen kümmert er sich wenig um aktuelle Tendenzen der dortigen Kunstszene, behält und entwickelt seine eigene, hochgradig individuelle Position weiter. Brosch integriert zunehmend das Gestische in seine Arbeiten – nicht als Selbstzweck, sondern als expressive Emphase. Auch werden seine Arbeiten zeitweilig monochromer und dunkler – eine Abkehr von den helleren und offeneren Arbeiten früherer Jahre.

Hans Brosch zeigt nun in der Galerie Pankow Arbeiten, die in den letzten 10 Jahren entstanden sind. Die groß- und mittelformatigen Ölgemälde zeigen die vollends entfaltete Meisterschaft eines Individualisten, der technisch offen und ungebunden den Blick auf das Verborgene konzentriert, unser Auge für das Wesentliche öffnend.