Donnerstag, 9. Februar 2023, 19 Uhr
Filmvorführung: „Austreibung aus dem Paradies“ (25 min, 1984)
und „Trisal“ (20 min, 1986)
Super-8-Filme von Gabriele Stötzer
Einführung von Claus Löser
Gabriele Stötzer gehörte zur experimentellen Super-8-Filmszene der 1980er-Jahre in der DDR und arbeitete vorrangig mit Künstlerinnen aus ihrem persönlichen Umfeld, um mittels archaischer Bildstrukturen zu neuen Entwürfen von Weiblichkeit zu gelangen. Ihre Kameraführung zeichnete sich durch bildliche Dichte aus, rückte förmlich auf den Leib, es vollzog sich ein beinahe taktiler Blick, oftmals bezog sie ihren eigenen entblößten Körper ein. Das Sprengen von Tabus und Hierarchien setzte sie ein, um den staatlich sanktionierten und offiziell erlaubten (Frauen)Bildern Gegenentwürfe zu bieten.
In „Austreibung aus dem Paradies“ suchen zwei Frauen in verschiedenen traumatischen Situationen Kontakt. Ihre Begegnung schafft Bilder weiblicher Vorzeit. Konsequent und kompromisslos zeigt der Film den Weg eines körperlichen Experiments mit bizarren Schönheitsmomenten.
In „Trisal“ verarbeitet Gabriele Stötzer jene griechische Legende, die dem Widder seine Rolle am Firmament verschaffte. Das Tier rettete einst zwei Königskinder und wurde zum Lohn geschlachtet. Sein Fell wandelte sich in das Goldene Vlies, sein Körper wurde zum Sternbild. Opferbereitschaft, Tod und Wiedergeburt sind die Themen dieses narrativen Kurzfilms, der dezidiert mit weiblichen Protagonistinnen arbeitet.