Andrea Pichl – Geschichte findet statt.
Ausstellung vom 5. Februar bis 30. März 2025
Eröffnung: Dienstag, 04.02.2025, 19 Uhr
Begrüßung: Annette Tietz, Leiterin der Galerie Pankow
Einführung: Andrea Pichl, Künstlerin
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
Das zentrale Thema von Andrea Pichls Ausstellung „Geschichte findet statt.“ in der Galerie Pankow ist das Verhältnis zwischen Geschichte und städtischem wie ländlichem Raum. Begreift man „Geschichte findet statt.“ als Formel, ergeben sich Fragen wie etwa: Wie kommt die Geschichte zum Raum? Wie besetzt Geschichte Räume und wie wird das Besetzen von Räumen zum Ziel von Geschichte? Unser Wissen von Geschichte haftet an Orten. Orte haben Namen und Geschichte, sie bergen Vergangenheit und öffnen Dimensionen des Planens.
Von September und Oktober 2023 hatte Andrea Pichl die Gelegenheit, sich während eines Stipendienaufenthaltes in Krzyżowa, ehemals Kreisau, intensiv mit der Geschichte des Kreisauer Kreises – der Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus – und den Spuren der sich überlagernden Zeiten und Gesellschaftsordnungen zu beschäftigen. Pichls Beobachtungen im jetzigen Krzyżowa und seiner näheren Umgebung bilden das Ausgangsmaterial der raumgreifenden Installation „Geschichte findet statt.“ und eines gleichnamigen Films.
Bekannt wurde Kreisau vor allem durch die Familie von Moltke und die Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis. Helmuth James von Moltke war einer der führenden Köpfe der Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis. 1942 und 1943 fanden im Berghaus, das als Wohnhaus der Familie zum Gutshof gehörte, drei geheime Treffen dieser Gruppe statt. Hier wurde eine mögliche Nachkriegsordnung ohne Adolf Hitler diskutiert. Helmuth James von Moltke war Jurist, der eine Gruppe von Gegnern des Nationalsozialismus um sich sammelte, die gemeinsam Pläne für ein demokratisches und rechtsstaatliches Deutschland nach dem Ende der Diktatur erarbeiteten. Grundzüge der „Neuordnung“ wurden in Dokumenten festgehalten, von denen es drei Abschriften gab. Eine Kopie wurde von Freya von Moltke auf dem Dachboden des Schlosses in Kreisau versteckt.
Im Jahr 1944 wurde Helmuth James von Moltke verhaftet. Aus dem Gefängnis schreibt er an seine Ehefrau Freya und erhält auch ihre Briefe. Das war nur möglich, weil Harald Poelchau, ein von der Gestapo nicht entdecktes Mitglied des Kreisauer Kreises, als Gefängnispfarrer tätig war und die Briefe jeweils weitergeben konnte. Bis zum Ende des Krieges versteckte Freya von Moltke die Briefe in einem Bienenstock am Berghaus. Die Originalbriefe befinden sich jetzt im Deutschen Literaturarchiv in Marbach. Zutiefst berührende Ausschnitte aus den Abschiedsbriefen liest Andrea Pichl selbst in ihren Foto-Film ein. Der Film zeigt etwa 250 Aufnahmen aus dem heutigen Krzyżowa und seiner Umgebung wie zum Beispiel aus Świdnica (ehem. Schweidnitz) oder Wałbrzych (ehem. Waldenburg).
In der sich über drei Galerieräume spannenden Installation verwendet Andrea Pichl Aufnahmen von Krzyżowa und zeigt – immer im Detail –, wie sich die im ländlichen und städtischen Raum sichtbaren Überlagerungen unterschiedlicher gesellschaftlicher Zustände im Sinne von Geschichtsspeichern bzw. eines Palimpsests offenbaren und zugleich in private Gestaltungen einfließen.
Veranstaltungen:
Führungen durch die Ausstellung mit der Künstlerin
Donnerstag, 13.03.2025, 17 Uhr
Donnerstag, 20.03.2025, 17 Uhr