Jenny Michel – leaves of eden versus fleurs du mal
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Ausstellung Ausstellung „Leaves of Eden versus Fleurs du Mal“ von Jenny Michel ist ab Dienstag, den 8. Februar 2022, ab 14 Uhr geöffnet. Jenny Michel wird am 8. Februar 2022 von 18 bis 20 Uhr in der Ausstellung anwesend sein.
Ausstellung vom 01. Februar 08. Februar bis 26. März 2022
Eröffnung am Dienstag, 1. Februar 2022 um 19 Uhr
Begrüßung: Annette Tietz, Leiterin der Galerie Pankow
Einführung: Thomas Eller, Künstler und Kurator
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
Donnerstag, 3. März 2022, 19 Uhr
Gespräch mit der Künstlerin und Katalogpräsentation
Ludwig Seyfarth im Gespräch mit Jenny Michel
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Jenny Michel untersucht in ihren Zeichnungen, Objekten und raumgreifenden Installationen Zeichen und Botschaften, die den Artefakten menschlicher Zivilisation bedeutungshaft eingeschrieben sind. Mit einer ausdrucksstarken künstlerischen Sprache verbindet die Künstlerin philosophisch-wissenschaftliche Konzepte, interdisziplinäre Ansätze und eigene Betrachtungen zu komplexen Werkreihen. Mit diesen Erzählungen schafft sie gleichermaßen dystopische wie utopische Assoziationsräume, in denen „alles mit allem auf eine nicht-hierarchische Weise verbunden ist“ (Michel).
Die Installation „Leaves of Eden vs. Fleurs du Mal“ in der Galerie Pankow ist Teil des größer angelegten Projektes „Lichens“. „Wie ein Meer gestrandeter Lebewesen“ füllen seltsame Objekte aus Japanpapier liegend und hängend den Raum. Auf ihrer wie versteinert anmutenden Haut wurden die Zeichen unserer Zivilisation eintätowiert. Getragen, erhängt, vernetzt werden sie von lianenartigen Tapes aus Resten von Postern, gefunden im öffentlichen Raum. Auch dieses aus der Decke wachsende Geflecht transportiert kulturelle Ablagerungen unserer Gegenwart in Form von Textfragmenten.
Diese organischen Formen mit ihren Informationen erinnern an fossile Funde, mit denen Wissenschaftler*innen Perspektiven auf vergangene Erdzeitalter entwickeln. Michel verweist darauf, dass die Menschheit nur einen kleinen Teil der bisherigen Lebenszeit dieses Planeten ausmacht und entwirft ein sinnliches Szenario, wie unsere kulturellen Ablagerungen im Post-Anthropozän aussehen könnten.
Der Sehnsucht nach einem mit „Leaves of Eden“ versinnbildlichten, aus alttestamentarischen Ursprungsmythen herrührenden paradiesischen Zustand stellt Michel mit „Fleurs du Mal“ die zerstörerische Realität der Gegenwart entgegen. Im gleichnamigen Gedichtband gab Charles Baudelaire der Entfremdung des Menschen im urbanen Raum einen poetischen Ausdruck. Michels „Leaves of Eden vs. Fleurs du Mal“ wird zu einem künstlerischen Schlachtfeld, auf dem die vermeintlichen Gegensätze zwischen Natürlichem und Künstlichem, Mensch und Natur, zwischen Ideellem und Materiellen, Filigranem und Gewaltigen gegeneinander antreten und schlussendlich doch eine Art Symbiose eingehen.
Mit ihrer künstlerischen Strategie des Verwertens, Verwebens und Verwandelns von Material und Wissen leistet Jenny Michel einen beeindruckenden Beitrag im Rahmen einer wissenschaftlich-künstlerischen Bewegung, die sich für ein Fortdauern des Planeten und seiner Bewohner*innen engagiert.
Jenny Michel, geboren 1975 in Worms, studierte von 1998 bis 2003 Visuelle Kommunikation und Freie Grafik, ab 2000 Bildende Kunst an der Kunsthochschule Kassel. 2005 und 2006 setzte sie ihre Studien an der Akademie der Künste Wien mit einem Postgraduierten-Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes fort. 2008 war sie EHF-Stipendiatin der Konrad-Adenauer-Stiftung und wurde 2010 mit dem HAP-Grieshaber-Preis ausgezeichnet. 2013 nahm sie an einem Artist-in-Residence Programm des Hanse-Wissenschaftskollegs in Delmenhorst teil. Ihre Arbeiten sind in zahlreichen Sammlungen vertreten, darunter Kupferstichkabinett Berlin, Berlinische Galerie und ERES-Stiftung München. Jenny Michel lebt und arbeitet in Berlin.
https://www.deutschlandfunkkultur.de/atelierbesuch-bei-jenny-michel-kunst-aus-staub-und-100.html