Ernst Schroeder | Stille

Ernst Schroeder, Schneckengehäuse, Seestern und Kanne, um 1955, Beize, Tusche und Wasserfarben auf braunem Karton, 24,3 x 36 cm, Berlin, Privatbesitz Berlin, Foto: Herbert Boswang
Eröffnung am Dienstag, 8. April 2025, 19 Uhr
Begrüßung: Annette Tietz, Leiterin der Galerie Pankow
Einführung: Matthias Flügge, Kunsthistoriker
Ausstellung vom 9. April bis 8. Juni 2025
Ernst Schroeder (geb.1928 in Stettin, gestorben 1989 in Hamburg) gehörte in den 1950er-Jahren zum Kreis der sogenannten „Berliner Schule“, einer Gruppe befreundeter Maler in Ost-Berlin, die mit ihrer ethisch-ästhetischen Haltung einen besonderen Einfluss auf die damalige Kunstentwicklung und nachfolgende Generationen hatte.
Ernst Schroeder studierte von 1949 bis 1954 an der Hochschule für Bildende Künste Berlin-Charlottenburg Malerei bei Max Pechstein, von 1956 bis 1958 war er Meisterschüler an der Deutschen Akademie der Künste bei Otto Nagel und Heinrich Ehmsen. Nach dem Ende der Meisterschülerzeit kehrte er krankheitsbedingt nach Hamburg zurück, lebte bis zu seinem Tod bei seiner Mutter und stellte seine künstlerische Tätigkeit weitestgehend ein.
Ernst Schroeder schätzte Künstler wie Alexander Camaro, Werner Heldt, Karl Hofer und Max Kaus. Auf einer Studienreise nach Paris mit Rita Preuss 1951 kam er mit Arbeiten des Expressionisten Bernard Buffet in Berührung, die ihn nachhaltig beeinflussten.
Motivisch ist sein Werk geprägt von der Landschaft seiner Heimat: der Ostseeküste, dem Meer, den Häfen pommerscher Städte. Auch die Stillleben orientieren sich an den Gegenständen dieses Themenkreises. In der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre widmete er sich parallel dazu dem Sujet der Großstadt. Seine Motivwahl ist unspektakulär. Jedoch erlangen die Gegenstände durch einen an der europäischen Moderne geschulten hohen malerischen Anspruch und die Hinwendung zum „Einfachen“ und „Alltäglichen“ eine metaphysische Dimension von berührender Eindringlichkeit und Authentizität, die gleichzeitig zum Ausdruck des existenziellen Lebensgefühls seiner Generation wurde.
Obwohl seine produktive künstlerische Schaffenszeit gerade eine Dekade umfasste und somit nur kurz währte, beeinflusste seine künstlerische Haltung nicht nur befreundete Künstlerkollegen an der Akademie der Künste wie Harald Metzkes, Manfred Böttcher, Werner Stötzer oder Robert Rehfeld, sondern ebenso zahlreiche junge Maler:innen, Grafiker:innen, Bildhauer:innen späterer Generationen. Obwohl sein Werk nur spärlich in Museen und auf Auktionen zu finden ist, genießt es bei Künstler:innen, Kunstwissenschaftler:innen, Sammler:innen in Ost-Berlin eine ungebrochene Bewunderung und Hochachtung.
Die Ausstellung zeigt das Werk Ernst Schroeders mit einem Abstand von fast 20 Jahren erstmals wieder in einer Einzelausstellung in Berlin.
Veranstaltung:
Zur Aktualität des Werkes von Ernst Schroeder
Donnerstag, 22. Mai 2025, 19 Uhr
Matthias Flügge, Wolfgang Leber und
Jörg Makarinus im Gespräch
Moderation: Annette Tietz