PROTESTSCHREIBEN
des Freundeskreis der Galerie Pankow an die Mitglieder der BVV
Wir protestieren entschieden gegen die beabsichtigte Schließung der Galerie Pankow.
Wollen Sie persönlich als Zerstörer/in kultureller Infrastruktur in die Bezirksgeschichte eingehen?
Sicher nicht, denn dafür wurden Sie nicht gewählt. Alle Unterzeichner dieses Briefes verfügen über ein großes Netzwerk, dem übrigens Ihr Name bekannt gemacht wird. Anonyme Entscheidungen über die Köpfe der Betroffenen hinweg, werden wir nicht akzeptieren können. Bitte haben Sie dafür Verständnis, denn die Galerie Pankow hat durch ihre Arbeit das kulturelle Gedächtnis und Gesicht des Bezirkes geprägt.
Jeder in die Galerie Pankow investierte Euro verdoppelt sich buchstäblich, da die Künstler ihren Auftritt nicht vergütet bekommen und die qualifizierte Leitung, mit einer halben Stelle, Hilfskräfte auf MAE – Basis anleitet und trotzdem hervorragende hochprofessionelle Arbeit leisten; sogar museumsreif, wie z.B. die Carlfriedrich Claus Ausstellung 2011 oder die erst kürzlich zu Ende gegangene Albert Wiegand Ausstellung. Bei beiden konnten Leihgaben privater Sammler und Museen akquiriert werden, die in Berlin noch nicht zu sehen waren. D.h. hier wird mit sehr wenig Budget – Maximales geleistet. Eine wirkliche Ersparnis kann die Zerstörung der Galerie Pankow daher nicht sein und sie wäre endgültig.
Beenden Sie dieses unwürdige, kulturlose, die motivierten Mitarbeiter zermürbende Szenario und schaffen Sie die Sparpläne aus der Welt. Zeigen Sie Anstand!
Berlin hat sich zu einer der weltweit führenden Metropole der Bildenden Kunst entwickelt. Daran waren Berliner Künstler wesentlich beteiligt. Wegen der zahllosen, in straffer Selbstausbeutung erarbeiteten Projekte, Initiativen und Netzwerke kommen internationale Künstler, Touristen, Fachpublikum und Steuern zahlende Großgalerien nach Berlin – in Massen. Berliner Politik muss die Infrastruktur für die bildenden Künstler endlich adäquat ausbauen, denn nur das würde der Bedeutung als internationale Kunstmetropole gerecht. Bisher beträgt der Anteil der bildenden Kunst (mit 20 000 Künstlern in Berlin) am Gesamtkulturhaushalt des Senates 1% (BBK). Es gibt keine Kunsthalle mehr, Museen und Kunstvereine haben keinen oder einen sehr geringen Etat, die bedeutende Kunstmesse findet nicht mehr statt, die soziale Künstlerförderung eingespart. Der Kultursenator (und Bürgermeister) gibt einer wenige Wochen dauernden mediokren Show „Based in Berlin“- 2 Millionen Euro. Davon könnte die Galerie Pankow mehr als .30.Jahre langkontinuierlich Ausstellungen erarbeiten und die Kunstentwicklung begleiten. Wir fordern sie daher auf, dem Ansinnen auf Kürzung des Kulturhaushaltes in ihrem Bezirk zu widerstehen.
Kunstwerke sind hochkomplexe intellektuelle und auch politische Gebilde, die aus einem produktiven Klima heraus entstehen und auf die Gesellschaft nachhaltig einwirken. Sie sind erst zuletzt auch Handelsware. Künstler sind darauf angewiesen, dass Räume außerhalb der kommerziellen Interessen als Präsentationsfläche erhalten bleiben. Die Galerie Pankow leistet diese Basisarbeit. Sie hat junge Künstler, mit beeindruckenden Laufbahnen, zuerst an die Öffentlichkeit gebracht und das Oeuvre in Vergessenheit geratener großer Künstler wieder entdeckt. Erweisen Sie sich nicht als Politiker/in, die/der die Leistung vergangener Kulturpolitik nicht zur Kenntnis nehmen will, sondern nutzen Sie die Chance, sich als umsichtige und zukunftorientierte Entscheidungsträger zu profilieren. Opfern sie nicht diese einzigartige Galerie kurzfristig gedachten Sparplänen.
Der Freundeskreis der Galerie Pankow
Februar 2012
Enkidu Rankx: FADING-Videoinstallation gegen den Kulturabbau in Pankow
www.enkidu-rankx.de