Kommunale Galerien erfüllen eine wichtige Aufgabe an der Schnittstelle zwischen den Museen, einer eventorientierten Kunstförderung und dem kommerziellen Galeriesektor in dieser Stadt. Sie sichern Kontinuität, stellen Öffentlichkeit her für Künstler, die der Markt nicht berücksichtigt, für Kunstformen, die nicht kommerziell verwertbar sind und für junge Künstler.
Die Galerie Pankow ist heute einer der wichtigen Orte in der Stadt, die diesem kulturpolitischen Anspruch durch eine besondere inhaltliche Schwerpunktsetzung und die Realisation von immer wieder überraschenden, qualitativ hochwertigen Ausstellungen umsetzen konnten.
Die Galerie Pankow existiert – an unterschiedlichen Standorten und mit wechselnden konzeptionellen Ausrichtungen – bereits seit über 50 Jahren und ist damit eine der ältesten kommunalen Galerien in Berlin.
Sie wurde 1951 von Künstlern wie Heinz Worner, René Graetz, Paul Rosie, die zum Teil aus der Emigration zurück gekehrt waren als „kleine galerie pankow“ im Kulturhaus „Erich Weinert“ gegründet. Sie gehörte zuerst zum Kulturbund, dann zum Verband Bildender Künstler der DDR und wurde Ende der 50-er Jahre kommunal. Seit 1990 befindet sich die Galerie Pankow in der Breite Straße 8 in Pankow, in einer ehemaligen Jugendstilwohnung in der ersten Etage.
In ihren Ausstellungen und Veranstaltungen setzt sie sich heute vorrangig mit aktuellen Tendenzen zeitgenössischer Kunst auseinander. Gezeigt werden künstlerische Positionen in den Bereichen Malerei, Zeichnung, Skulptur und Fotografie, die vor dem Hintergrund einer klassischen Kunst- bzw. Bildauffassungen entstanden sind aber immer auch aktuelle ästhetische Fragestellungen thematisieren. Zwischen tradierten, am gesehenen Bild orientierten künstlerischen Auffassungen und den insbesondere von jüngeren Künstlern das Medium in Frage stellenden künstlerischen Positionen wird dabei ein Spannungsfeld aufgebaut.
Die Kunstentwicklung in Berlin ist seit der klassischen Moderne durch das Nebeneinander unterschiedlicher künstlerischer Traditionen, Arbeitsweisen, Bildauffassungen gekennzeichnet. Bedingt durch die Teilung der Stadt nach dem 2. Weltkrieg haben sich in Ost und West zusätzlich divergierende künstlerische Entwicklungen vollzogen – die bis heute nachwirken. Die Galerie Pankow knüpft in ihren Ausstellungen an die Kunstentwicklung im ehemaligen Ost-Teil der Stadt an und zeigt u.a. Künstler der älteren und mittleren Generation, die bereits vor 1989 ein eigenständiges Werk vorweisen konnten mit jeweils aktuellen Arbeiten. Dazu zählen Ausstellungen von Vertretern der sogenannten „Berliner Schule“, wie Harald Metzkes, Lothar Böhme, Wolfgang Leber, Hans Vent, Christa Böhme aber auch Einzelausstellungen von Jürgen Köhler, Klaus Killisch, Sabine Herrmann, Anja Billing, Clemens Gröszer, Kerstin Grimm, Frank Seidel, Petra Flierl u.a.
Auf wichtige kulturpolitische Anlässe wurde mit thematische Ausstellungen reagiert– so z.B. die Ausstellung „Blicke zurück nach vorn – Künstler reagieren auf das Ende der Mauerzeit“ mit Ulrich Baehr, Manfred Butzmann, Lutz Dammbeck, Thomas Florschütz, Durs Grünbein und Via Lewandowsky, Sabine Herrmann, Ralf Kerbach, Klaus Killisch, Mark Lammert, Marcel Odenbach, Gundula Schulze ElDowy, Wolfgang Smy, Trak Wendisch, und HP Zimmer.
Vertreter der (DDR) Autorenfotografie wurden mit Ausstellungen geehrt – so der 2011 verstorbene Fotograf Arno Fischer anlässlich seines 80. Geburtstags, aber auch Gundula Schulze ElDowy mit einem aktuellen Werkzyklus sowie u.a. Ulrich Wüst, Manfred Paul, Barbara Metselaar-Berthold, Joachim Richau und Dietrich Oltmanns präsentiert.
Künstler, deren Werk zu unrecht in Vergessenheit geraten ist, die für die Kunstentwicklung im ehemaligen Osten Deutschlands eine große Bedeutung hatten, konnten mit umfangreichen Werkschauen gezeigt werden. Dazu zählt die Ausstellung zu Carlfriedrich Claus 2010 aber auch die Ausstellung „Le réve – Der Traum“ mit Arbeiten von Albert Wigand oder die Ausstellungen „Vogel Frühling – Hommage an Uwe Gressmann“ bzw. „Richterstraße 9“ mit Arbeiten von Klaus Hähner Springmühl und schließlich Annemirl Bauer.
Insbesondere jungen Künstlern, die bereits ihre Ausbildung abgeschlossen und eine eigenständige künstlerische Haltung entwickelt haben, wurde und wird in einer ersten Einzelexposition die Möglichkeit gegeben, sich der Öffentlichkeit vorzustellen um darüber erste Kontakte zu Galeristen, Sammlern etc. zu bekommen. Viel der jüngeren Künstler, die eine beachtenswerte Laufbahn eingeschlagen haben, hatten ihre erste Ausstellung in Berlin in der Galerie Pankow – so u.a. Gregor Hildebrand, Konrad Henker, Jan Brokof, Jenny Rosemeyer und Theo Böttger.
Zu allen Ausstellungen erscheint ein Katalog mit Werkabbildungen und Einführungstext und ergänzt und dokumentiert jede Präsentation. In zahlreichen Künstlergesprächen besteht die Möglichkeit zur Vertiefung und zu Nachfragen zum Künstlerischen Gegenstand, regelmäßige Veranstaltungsreihen die andere mediale Ausdruckformen und Kunstgattungen in den Galerieraum holen rundes das Programm ab.
Die Galerie Pankow arbeitet mit vielen Kooperationspartnern zusammen, dazu zählen u.a. die Akademie der Künste, die Kunstsammlungen Chemnitz, das Leonhardi-Museum Dresden, das Lindenau-Museum Altenburg, das mecklenburgisches Künstlerhaus Schloss Plüschow, Museum Junge Kunst Frankfurt/Oder, dkw. – Museum Dieselkraftwerk Cottbus, private Sammler und Galerien.
Annette Tietz, Leiterin der Galerie